Tag 30: Wiedersehen

Punkt sechs Uhr ging heute morgen mein Wecker. Direkt stand ich auf und schaltete das Radio ein, um ein wenig Schwung in den Morgen zu bringen. Mitten in der Nacht gegen ein Uhr hatte das Radio bereits eimal versucht mich mit Schwung aus dem Bett zu holen. Was auch geklappt hatte. Ich stand senkrecht im Bett als ich plötzlich die Musik hörte. Quer lief durch den dunklen Raum, um das gedudel wieder auszuschalten. Echt komisch. Einen Wecker oder Ähnliches hatte ich an dem Apparat nicht eingestellt. ?

Schnell hatte ich meine Sachen gepackt, sodass ich pünktlich um halb sieben im Gemeinschaftssaal frühstücken konnte. Die sehr herzliche Besitzerin, die mich gestern Abend empfangen hatte, war top fit und zeigte mir meinen Platz. Kurz nachdem ich mich hingesetzt hatte wurde alles aufgetischt. Meine Augen strahlten und mein Magen freute sich. Als ich voller Vorfreude in den Brotkorb griff fiel mir auf, dass ein Brötchen ganz besonders war. Ein Muschelbrötchen. Wie toll ist dass denn, dachte ich. Später erklärte mir die Besitzerin, dass sie die Brötchen extra für Pilgerer beim Bäcker bestellt. Was für eine wundervolle Idee. Davon musste direkt ein Foto gemacht werden ?

Nachdem ich fast alle Brötchen verputzt hatte ging es auch schon los. Rund 24 Kilometer langen zwischen mir unter Rothenburg. Mit meiner Mutter hatte ich bereitsein paar Updates bzgl. der Ankunftszeit ausgetauscht. Ich war schon sehr aufgeregt und freute mich riesig meine Mutter gleich wieder Umarmen zu können. ?
Im Eiltempo ging es durch den Wald. Dort verpasste mir eine Bremse eine kleine Erinnerung. Unten an der Wade, eine dicke Flatsche. Na super. Das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Daher legte ich eine kurze Rast ein und wechselte die kurze gegen eine lange Hose. Denn weitere Stiche wollte ich nicht riskieren.

Plötzlich, auf halber Strecke, erhielt ich von meiner Mutter eine Nachricht in der stand, dass sie im Stau steht und sich die Ankunft leider etwas verzögern wird. Es ging nichts mehr,sie standen auf der Autobahn. Schade, dachte ich, aber mir war es viel wichtiger, dass meine Mutter gesund und heil ankommt. ?

Nach der Nachricht ließ ich mir etwas Zeit, telefonierte kurz mit meiner Oma und entschied mich kurzerhand mir Rothenburg schon einmal kurz anzusehen und mir meinen Stempel in der St. Jakobuskirche abzuholen. Also los.

Als ich in Rothenburg eintraf kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. War das schön hier. Jetzt konnte ich all die Leute verstehen, die von Rothenburg so geschwärmt hatten. Ich war direkt im Bann dieser Stadt gefangen und fühlte mich um ein paar Jahre zurückversetzt. Einfach unfassbar schön und schnuckelig war es hier. Eine hervorragende Entscheidung zwei Nächte in Rothenburg zu verbringen.

Bald erreichte ich die St. JakobJakobuskirche. Um die Kirche zu besichtigen muss man 2,50€ zahlen. Für Pilgerer ist der Eintritt jedoch frei, sagte mir die nette Kassiererin. Ich freute mich sehr über das Privileg. Zudem fragte sie, “Sie haben doch sicherlich durst. Möchten sie was trinken?”. Das hatte ich bisher noch nirgends in einer Kirche angeboten bekommen. ” Ja sehr sehr gerne”, antworte ich und trank das sprudelnde kalte Wasser direkt in einem Zug aus. Die Kassiererin staunte nicht schlecht und fragte, ob ich noch einen weiteren halben Liter haben möchte. Ich winkte dankent ab und sagte, dass ich evtl. nach der Besichtigung gerne auf das Angebot zurückkomme, was ich auch tat. Während ich meine zweite Flasche leerte, unterhielten wir uns sehr nett. Doch dann blinkte mein Handy auf. Meine Mutter rief an. Sie sagte, dass sie  gerade an der genannten Adresse angekommen sei. Ich verabschiedete mich fix von der netten Dame und lief los zu unsere Pilgerherberge. Wir kamen für die zwei Nächte bei Camilla unter. In der Regel nimmt Camilla Pilgerer nur für eine Nacht bei sich auf Spendenbasis auf, aber bei uns hatte sie eine Ausnahme gemacht, wofür ich ihr sehr sehr dankbar war.

Es war nicht mehr weit. Ich bog in die Zielstraße ein und erblickte voller Freude meine Mutter in der Ferne. Voller Euphorie winkte ich ihr zu. Endlich angekommen fielen wir uns in die Arme und freuten uns rieisg nach der langen Zeit uns wieder zu sehen. Es war ein Moment der Freude und des Glücks ? Einfach nur schön.

Wir gingen zu unserer Unterkunft und drückten auf die Klingel. Camilla, eine quirlige, aufgeschlossene und herzliche Frau mittleren Alters öffnete uns die Türe. Sie zeigte uns ihr Haus und natürlich unser Zimmer. Das Haus was sehr schön eingerichtet, sodass wir uns sofort wohlfühlten. Wir richteten uns kurz auf unserem Zimmer ein und hatten dabei einiges zu erzählen. Die weiter Geschichten und Vorkommnisse der letzten Tage verlagerten wir jedoch auf unsere Tour in Richtung City. Denn Rothenburg wollten wir uns noch gemeinsam, auch bei dem leichten Regenwetter, ansehen. Darüber hinaus trieb uns auch unser Hunger in die Stadt. Es dauerte nicht lange und wir hatten ein perfektes Restaurant für den Abend gefunden, welches den Namen “Zur Höll” trug. Lieber Gott verzeih mir ?.
Neben dessen, dass das Essen hervorragend war, waren wir auch noch Alleinunterhalter in dem urigschönen Fachwerkhäuschen. Die Paare die um uns herum saßen hatten sich nichts zu erzählen und spielten lieber mit ihren Handys. Wirklich komisch. Aber vielleicht waren auch einfach unsere Gespräche so interessant, dass man nicht Weg hören konnte ?

Wohl genährt rollten wir uns zurück in unserer Pilgerherberge. So etwas Gutes hatte ich schon lange nicht mehr gegessen. Ein Gedicht ?Wir waren beide geschafft und kuschelten uns in unsere Betten ein. Geschwind gingen wir den Plan für Morgen durch, was wir uns alles ansehen wollen. Danach dauerte es keine fünf Minuten und wir waren im Land unserer Träume und sammelten neue Energie für einen weiteren wundervollen und unvergesslichen Tag zu zweit.

Mama, ich hab dich einfach lieb ?


Eine Antwort auf „Tag 30: Wiedersehen“

  1. Das war ein perfekter Tag!
    Deine Mutter sollte mitpilgern (dies erlaube ich mir zu sagen, weil ich sie kenne).
    Einen schönen weiteren Tag in Rothenburg.
    Ich teile Deine Begeisterung für diesen zauberhaften, wunderbar erhaltenen, mittelalterlichen Ort .
    Weiterhin positive Pilgererfahrungen.

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