Tag 33: Time to say goodbye

Sonntagmorgen in Brettheim. Das kleine Dörfchen ist wie ausgestorben. Nichts regt oder bewegt sich. Kein Auto fährt auf der Straße. Rein gar nichts. Obwohl die Ruhe etwas befremdlich ist, ist es gleichzeitig auch sehr angenehm. Meine Mutter und ich genießen die Ruhe und die letzten gemeinsamen Stunden, bevor wir wieder Abschied nehmen müssen. Doch bevor es dazu kommt zaubere ich uns noch ein leckeres Frühstück. Es gibt Porridge mit frischem Obst und einem leckeren Instand-Käffchen von Jacobs. Mit genügend Zucker schmeckt auch dieser Kaffe ganz gut?. Wir machen es uns am Tisch gemütlich und haben noch so viel zu erzählen.

Bald darauf wird es Zeit langsam aufzubrechen. Meine Mutter tritt heute die Reise mit ihrem Auto in Richtung Heimat an und für mich geht es heute nach Crailsheim. Als ich mir die heutige Strecke so anschaute, fiel mir auf, dass der Jakobsweg einen riesigen Schlencker über diverse Dörfchen macht. Och nöö. Ich fragte, mich ob das manchmal wirklich sein musste, oder ob da auch Marketingzwecke, um die Dörfchen wieder zu beleben, dahinter steckte. Daher guckte ich mir eine alternative Route aus. Allerdings war ich mir noch nicht sicher, ob ich diese auch nehmen werde. Mal sehen, das wird ganz spontan entscheiden. ?

Noch etwas verschlafen standen wir nun vor dem Auto meiner Mutter und schossen noch schnell ein paar Erinnerungsbilder. Ohje, die Müdigkeit konnte man uns eindeutig ansehen. That’s life ? Die Zeit ging mal wieder viel zu flott vorbei, aber es war herrlich und wirklich wundervoll. Ich habe jede einzelne Sekunde genossen meine liebe Mama wieder bei mir gehabt zu haben. Hab dich sehr lieb. Eine letzte feste lange Umarmung, noch ein Küsschen und dann hieß es definitiv auf Wiedersehen. “Pass auf dich auf”, riefen wir uns beide hinterher und winkten kräftig bis ich die erste Ecke passiert hatte und wir uns nicht mehr sahen.

Das Wetter meinte es mit mir bisher sehr gut und so schien auch heute wieder die Sonne mit voller Power. Hatte ich ein Glück ? Nach den ersten Kilometern entschied ich mich auf dem Jakobsweg zu bleiben und keine Abkürzung zu gehen. Das machte sich bezahlt, denn ich kam an vielen unterschiedlichen Orten vorbei und fand sogar noch zwei Federn von einem Adler. Durch ein kleines Waldstück ging es wieder an der Jagst vorbei. Wie gerne wäre ich wieder rein gesprungen, aber mir erschien irgendwie alles zu aufwändig mit dem Gepäck. Darüber hinaus hatten sich schon ein paar Mücken vorgestellt, die nicht nicht unbedingt an meine Beine ran lassen wollte. Daher entschied ich mich dagegen. Der Blick auf die Jagst und die Umgebung reichten vollkommen aus und mein Herzchen blühte bei der Schönheit der Natur richtig auf. Man war das klasse hier.

Bei den heißen Temperaturen war auch in Handumdrehen meine Flasche leer. Einen Brunnen in der Stadt oder auf dem Friedhof hatte ich schon lange nicht mehr gesehen und laut Google lag auch kein Friedhof mehr auf dem Weg. Ohje, und das bei dem Bergauf und Bergab heute. Bald kam ich aus dem Waldstück raus und nur ein paar Meter weiter vor mir stand ein kleines Bauernbüdchen, wie ich es schon häufiger an Bauernhöfen zur Selbstbedienung hatte stehen sehen. Bisher hatte ich in den Selbstbedienungsbuden Honig, Eier, Obst, Gemüse und vieles weitere Ausfindig machen können, aber eigentlich nie etwas zu trinken. Doch in dieser war auch ein kleiner Getränkekühlschrank mit eiskaltem Wasser und Apfelschorle zu finden. Jackpot. Das Glück war wieder auf meiner Seite. Direkt schnappte ich mir einen leckere Apfelschorle und schmiss das Geld passend in die Kasse. Ich liebte die kleinen Buden schon vorher und fand die Idee wirklich super, doch jetzt war ich ein richtiger Fan davon. Erfirscht konnte nun der nächste Hügel erklommen werden ?.

Nach rund 30 Kilometern hatte ich Crailsheim erreicht. Heute ging es in eine Unterkunft, die ich auf einer Monteurszimmer-Webseite gefunden hatte. Das Haus lag direkt am Zentrum von Crailsheim und ich freute mich schon sehr auf eine Kleinigkeit zu essen. Meine Mutter hatte mir extra einen kleinen Obolus mitgegeben, für ein leckeres Abendessen und Frühstück am nächsten Morgen. ?Meine Vermieterin war auf dem Weg und nach nur wenigen Minuten traf sie mit einer Freundin ein. Sie kamen direkt von einer Radtour. Wir gingen gemeinsam hoch und sie zeigten mir die Räumlichkeiten. Es hatte was von einem Studentenwohnheim. Auf den ersten Blick sah alles super aus, aber bei näherem Hinsehen, kreuselten sich meine Fußnägel nach innen. Ich bin nicht pingelig, aber etwas zu essen hätte ich mir in der Küche nicht zubereiten ? Ich sah es als eine kleine Vorbereitung für Spanien in den dortigen Pilgerunterkünften. Wer weiß was mich dort erwarten wird.

Kurz geduscht und schon zog es mich hinaus in die Innenstadt von Crailsheim in meinem wundervollen Pilgeroutfit. Ich gönnte mir einen vegetarischen Döner, den ich umgehend auf der nächsten Parkbank vertilgte. Dabei schaute ich mir das Stadtgeschehen etwas genauer an. Im Gegensatz zu Brettheim war hier die Hölle los. Unzählige Machos mussten ihre viel zu lauten Sportwagen, deren Motorengeräusche von viel zu lauter Musik begleitet wurde, präsentieren. Am Anfang war es noch interessant mit anzusehen, wie jeder den anderen übertrumpfen wollte, aber nach kurzer Zeit ging es mit dann doch etwas auf die Nerven, insbesondere die viel zu lauten Motorengeräusche. Auf dem Jakobsweg wird man doch etwas Geräuschempfindlich. ? So schlufte ich auf meinen Badelatschen in mein Zimmer zurück und machte mir es gemütlich und schlief schon kurz darauf ein.

Sprichwort des Tages, welches bei dem netten Austausch mit meiner Vermieterin und ihrer Freundin gesagt wurde.

Fremde sind Freunde, die wir noch nicht kennen.

2 Antworten auf „Tag 33: Time to say goodbye“

  1. Gemeinsam Zeit verbringen ist so wertvoll… ??
    Es war eine tolle, ereignisreiche und emotionale gemeinsame Reise… Danke, dass ich dich ein Stück begleiten durfte… HDGDL ?

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