Die beste Verbindung, um wieder nach Hohenstadt zurück zukommen und von dort aus weiter zu pilgern, war um kurz nach halb acht. Davor wäre es viel zu früh , gegen sechs Uhr, und danach viel zu spät gegen, halb zehn. Komische Zeiten an denen die Busse hier fahren. Nun ja. Frühstück gab es bereits ab halb sieben. Da hatte ich genügend genügend Zeit um wieder voll bei Kräften zu kommen. Die Bushaltestelle lag glücklicherweise auch direkt vor der Brauerei.
Zunächst saß ich alleine in der Stube, doch nach ein paar Minuten trat der Familienvater der gestrigen Abendrunde ein, die mich zu einem netten Pläuschchen und Weinchen eingeladen hatten. Er sah mein Gepäck und direkt kamen wir ins Gespräch. Unter anderem erzählte er, was es so beruflich macht. Er ist bei der Schwarz IT tätig. Dort arbeitet eine ehemalige Teilnehmerin des Studiengangs, den ich betreut hatte. Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, dass die beiden sich kennen, doch dann fragte er nach dem Namen und ich verriet ihm diesen. “Natürlich, die Doro kenne ich und hab mit ihr schon zusammen gearbeitet” sagte er. “Wie klein die Welt doch wieder ist” kam es direkt aus mir heraus geschossen. Die Welt ist wirklich ein Dorf.
Kurz darauf musste ich mich jedoch leider verabschieden, da der Bus in wenigen Minuten kommen sollte. Auch wenn die Unterkunft etwas weiter vom Weg entfernt lag, war ich glücklich dort untergekommen zu sein. Eine kleine feine Brauerei mit super freudlichem Personal. An der Bushaltestelle kam ich kurz mit einer älteren Dame ins Gespräch. Wir unterhielten uns über Dialekte und führten den Austasuch im Bus weiter fort. Wir saßen ganz alleine in dem riesigen Bus. Da wir die einzigen im Bus waren, sah ich wie der Busfahrer hin und wieder mal in den Rückspiegel schaute und interessiert zuhörte. Nach 15 Minuten war dann die Fahrt jedoch schon wieder vorbei und ich verabschiedete mich freudlich von der Dame und dem Busfahrer. Als der Bus um die Ecke bog, drehte ich mich nochmal kurz um und sah, wie die ältere Dame mit voller Kraft von ihrem Sitzpplatz aus winkte und bis über beide Ohren strahlte. Ich winkte natürlich zurück und freut mich sehr über diese Begegnung. Geschwind kaufte ich noch einen kleinen Vorrat ein und machte mich so langsam auf den Weg. Als ich an der Barockkiche von Hohenstadt vorbei ging, daran schsute ich an dieser vorbei direkt in das Tal. Es bot sich ein einmaliger Blick, denn das Tal war noch von einer Nebeldecke umhüllt. Wahnsinn, wie toll das aussah.
Kurz vor dem ersten Dorf, welches ich passieren sollte, sah ich plötzlich ein Schild mit der Aufschrift “Achtung freilaufender Pfau! ” Ich wurde schon sehr oft auf diese Art vor Hunden gewarnt, aber noch nie vor einem Pfau. Das war einmalig. Das kleine Dorf musste eine Leidenschaft für gefiederte Tiere besitzen. Denn als ich das Dorf erreichte, lief ich direkt auf einen kleine Hühnerfarm zu. Fasziniert blieb ich davor stehen. Jedoch plötzlich kam ein kleines Huhn mit einer Geschwindigkeit auf mich zugelaufen die ich etwas bedrohlich fand. Das schwarze Huhu wurde zwar langsamer, näherte sich jedoch mit langsameren Schritt. Estwas schlechtes schien der kleine Fratz nicht im Sinn zu haben. Es schien eher so, dass er sich fragte, warum er kein Futter bekommt. Weiter hinten sag ich eine Frau und rief ihr rüber ” Hier läuft ein Huhn frei rum.” “Das passiert hier öfters” sagte sie und winkte etwas ab. Ich fragte sie, ob ich dem kleinen Fratz was von meinen Kneckebrot abgeben dürfte. “Natürlich, kein Problem” antwortete sie und verschwand dabei im Haus. Ich brach ein kleines Stück von meinen Brot ab und gab es dem Kleinen, der sich direkt darauf stürzte. Wie süß der Kleine mit seinen Knopfaugen dich war. ?
Irgendwann auf halber Strecke bekam ich einen Anruf. Die Nummer war mir unbekannt, jedoch sah ich, dass es die Vorwahl von meiner Heimat war. Irritiert ging ich ans Telefon. Nichts, nur komisches Gemurmel hörte ich am anderen Ende der Leitung. Dann plötzlich wurde aufgelegt. Dem mysteriösen Anruf wollte ich doch nun auf den Grund gehen und rief zurück. Am anderen Ende der Leitung meldete sich nun jemand, dessen Stimme mir sehr bekannt vorkam. Es war meine ehemalige Schwiegermutter Marlo. Die kleine Tochter von meinem damaligen Freund hatte mit dem Telefon gespielt und versehentlich auf meine noch eingespeicherte Nummer gedrückt und mich angerufen. ? Ich freute mich sehr nach so langer Zeit die Stimme von Marlo zu hören und mit ihr zu quatschen. Das Gespräch war sehr sehr schön und wir hatten uns einiges zu erzählen. Zu viel für einem kurzes Telefonat, sodass wir vereinbarten, uns in Aachen auf einen Kaffe zu treffen, wenn ich wieder daheim bin. Das Leben hält stets wundervolle Überraschungen für einen bereit. ?
Kurz vor Böbigen an der Rems merkte ich, wie mein Fuß wieder schmerzte. Das war definitiv der Beginn einer neuen kleinen Blase. Das merkte ich sofort. Nicht schon wieder, dachte ich. Ich musste mehrmals Pause machen und hoffte dadurch, dass dies zur Besserung führt. Doch leider vergebens. Es wurde schlimmer und irgendwann ging es nicht mehr, als ich in Böbingen angekommen war. Ein gutes Wanderstück lag allerdings noch vor mir. Kurzerhand entschied ich mich wieder für die Badeschlappen. Das war eine richtige Wohltat. So konnte es nun weiter gehen. ? Glücklicherweise lag kein größerer Hügel oder Waldstück vor mir, sodass es ein Recht netter Spaziergang bis Bargau wurde.
In Bargau kam ich in einer alten Schule unter. Ganz oben unter dem Dach hatte ich mein Zimmer. Von dort aus hatte man eine einmalige Sicht auf die Kuhweiden, über ganz Bargau und über die Stadtgrenzen hinaus. Ein puristischer Sonnenuntergang bot sich am späten Abend, der einen fesselte und nicht mehr los ließ. Als es spät genug war, wünschte ich den Bienen, die direkt unter dem Dach der Schule ein Nest hatten, eine gute Nacht und freute mich auf den nächsten Tag.
Deine Fotos “erzählen” Deinen “ganzen” Pilgertag, außer von den überraschenden Gesprächen mit bekannten und unbekannten Menschen.
Alles ist wichtig – ich wünsche Dir weitere schöne Erfahrungen.