Heute war es nun endlich soweit. Neben dessen dass ich nun das Ende meiner Etappen in Deutschland erreichte, durfte ich André nach rund eineinhalb Monaten wieder in meine Arme schließen. Die Vorfreude wuchs mit jeder Sekunde. Sofern die Deutsche Bahn pünktlich ist, sollte André planmäßig um 14:16 Uhr in Konstanz am Bahnhof ankommen. Bis dahin hatte ich noch genügend Zeit. Daher frühstückten Önder und ich zunächst ganz gemütlich und machte mich dann aber schon relativ schnell auf den Weg zur Fähre. Ich verabschiedete mich von Önder, aber nicht ohne ihn nach Aachen einzuladen. ?
Gegen halb zehn legte die Fähre von Muttensweiler nach Konstanz ab. Obwohl es nur eine einfache Überfahrt war hatte es etwas magisches, denn just in dem Moment wechselte meine Random-Playlist aus über 100 Liedern auf meinem Handy zum Titanic-Lied. Die gesamte Fahrt über hörte ich das Lied, kam zum Nachdenken und genoss den Augenblick.
Das Schiff legte an. Ich war in Konstanz angekommen. Unfassbar, noch fünf Kilometer und ich hatte es geschafft. Die Zeit auf dem Jakobsweg in Deutschland war dann vorbei. Ich kann mich noch genau an den ersten Tag meiner Reise erinnern. An meinem ersten Tag fühlte sich noch alles soo weit Weg an, doch jetzt fragte ich mich, wo die Zeit nur geblieben war. Ich schaute zurück nach Muttensweiler und zugleich auf eine wunderwolle, unvergessliche und einmalige Zeit, die ich in meinem Heimatland verbringen durfte. Deutschland ist so wunderschön. Beim Wandern hab ich meine Heimat nun mit ganz anderen Augen wahrgenommen. Ich bin froh und dankbar hier Leben zu dürfen. Aber vor allem werde ich die zahlreichen Begegnungen nicht vergessen, die die Zeit so unvergesslich machen.
Noch fünf Kilometer bis zur Innenstadt. So wie ich jetzt lief bin ich die vergangenen Tage nicht gelaufen. Das war schon Walking auf hohem Niveau ? Der Jakobsweg führte von Staad aus durch ein kleines Wäldchen und weiter direkt am Bodensee vorbei. Das musste das hochklassiges Viertel in der Umgebung sein. Was dort alles für Häuser standen. Da musste man aufpassen, dass man nicht vor lauter staunen und gucken in den See plumpst. Wahnsinn, wie schön es hier ist. Letztendlich musste ich nur noch eine Brücke passieren und es war geschafft. Was für ein grandioses Gefühl.
Auf meinem Weg zu unserer Ferienwohnung, traf ich auf einen jungen Mann mit Fahrrad. Vorne auf dem Lenker saß in einem Sitz sein kleines Kind. Er sprach mich an und fragte, ob nicht auf dem Jakobsweg sei. Das war öftmals die erste Frage von Passanten um ins Gespräch zu kommen ? Wir unterhielten uns und tauschten uns über den Weg aus. Vor ein paar Jahren war er auch auf dem Jakobsweg und erzählte von seinen Erlebnissen und gab mir auch noch ein paar Tipps. Wir verstanden uns prächtig und irgendwie verging die halbe Stunde die wir sprachen wie im Fluge. Vielleicht sah man sich nochmal wieder. In drei Tagen ist vieles möglich und Konstanz ist ja auch nicht so groß. Wir überließen es dem Zufall und verabschiedeten uns voneinander.
Weiter auf meinem Weg zur Unterkunft kam ich an einem Markt vorbei. Perfekt, denn ich hatte eh noch vor ein paar Kleinigkeiten zu organisieren. Denn ich wollte André eine kleine Überraschung bereiten. So kaufte ich etwas Obst, weiße Schokolade, einen Wein und eine Rose. Geschwind machte ich mich nun endlich auf zur Wohnung. Es klappte alles Reibungslos. Als ich in unsere Ferienwohnung betrat war ich überglücklich. Eine kleine schnuckelige und wunderschöne Wohnung. Ich fühlte mich sofort wohl und freute mich schon sehr auf die drei gemeinsamen Tage die wir wir verbringen werden.
Ich bereitete die kleine Überraschung vor, sprang unter die Dusche und zog mir meine letzten frischen Kleider an. Das Timing war hervorragend. In wenigen Minuten kam der Zug in dem André saß. Ich machte mich auf den Weg. Von nun an wurde ich noch nervöser und hibeliger. Am Bahngleis zählte ich dann jede Sekunde und ich fühlte mich wie ein kleines Kind an Weihnachten. André mit roter Schleife, das wär doch was, stellte ich mir vor. ?
Püktlich zur angegebenen Zeit fuhr der Zug in den Bahnhof ein und wurde langsamer. Er kam zum Stehen und die Türen gingen auf. Ich scannte alle Leute, doch André konnte ich nicht ausfindig machen. Auch als der Bahnsteig leerer wurde war von André nichts zu sehen. Mhhh, das konnte doch nicht sein. Als ich das Gleis dann ein wenig herunter spazieren wollte, kam André hinter einem Plakat hervor gesprungen. Was für eine Überraschung. Wir umarmten und küssten uns und waren einfach happy, dass wir uns wieder hatten. Ein unbeschreiblich tolles Gefühl. Der Kurzurlaub konnte nun beginnen ?
Ein wundervolles und schönes Lied. Einfach passend bei der Überfahrt nach Konstanz. ?
Eine schöne gemeinsame Zeit in Konstanz und dann mit neuer Energie auf zu den nächsten Etappen.
Ich bin gespannt, was die Schweiz der Pilgerin zu bieten hat.
Schön dass ihr euch habt.