Heute morgen um acht Uhr gab es das erste schweizerische Frühstück. Jippi. Das beste daran war der würzig kräftige Käse. Wie ich diesen Käse liebe. Hier war ich genau richtig. Neben dem leckeren Käse gab es zudem noch ein Ei, selbst gemachtes Brot und Konfitüre. Das Wetter war leider bedeckt, sodass es kaum richtig hell wurde. Das gab dem morgen allerdings eine schöne gemütliche Atmosphäre. Die Kerze die auf dem Tisch stand verstärkte den gemütlichen Flair. Als ich ganz genüsslich in mein belegtes Käsebrot biss kam ein Mädel um die Ecke, dass ebenfalls hier auf dem Hof übernachtet hatte.
Wir hatten uns gestern kurz gesehen, mehr aber nicht. Dafür hatten wir nun die Gelegenheit uns näher kennenzulernen. Sie war auf dem Jakobsweg für ein paar Tage. Eigentlich wäre ihre Freundin mitgekommen, doch sie ist leider kurzfristig krank geworden. Ich schwärmte davon wie gut der Jakobsweg hier in der Schweiz ausgeschildert ist. Das konnte sie bestätigen und ergänzte, dass es von Kanton zu Kanton unterschiedlich sei. So kamen wir auf das Thema der Diversität der Kantone, was sehr interessant war. Ich lernt zunehmend mehr über die Schweiz und fing an das Land immer mehr zu lieben.
Nach einem letzten kurzen Plausch mit der sehr netten und lieben Inhaberin, verabschiedete ich mich und begab mich auf den Jakobsweg. Zunächst fühlte ich mich ein wenig verloren und wusste nicht wo es lang ging. Soviel zu der guten Beschilderung, die just in dem Moment nicht gegeben war. Auch mein gelber Reiseführer konnte mir nicht wirklich weiterhelfen. 17 Euro für die Tonne ? Na dann musste ich mich halt auf mein Bauchgefühl verlassen. Nach der nächsten Kreuzung sah ich, dass mein Gefühl mich nicht getäuscht hatte. Ich hatte den Weg wieder gefunden.
Vorbei an vielen verschiedenen Kuhweiden ging mein kleines Herzchen auf. Ein weiterer Grund warum ich dieses Land noch mehr liebte. Überall Kühe, wo man nur hin sah. Hach war das schön. An einer Weide kamen mir sogar drei Kühe hinterher gelaufen. Und bald darauf die ganze Herde. ? War das grandios.
Weiter auf meinem Weg kam ich zur Mittagszeit in dem Dorf Sirnach an. Wie es ab und zu so üblich ist, sah ich auch hier ein kleines Informationsschild für Pilgerer. Hin und wieder laß ich mir die Infos zur Geschichte oder zu hiesigen Gegebenheiten durch. So auch heute. Ganz unten laß ich dann, dass in der Gaststube Zum Engel auf Anfrage eine Pilgermahlzeit offeriert wird. Diese wird von der Gemeinde gestiftet. Ja dann nichts wie hin, dachte ich. Soweit lag die Gaststube nicht entfernt, ca. 10 Minuten zu Fuß. Doch als ich ankam war die Stube zu. Auch das Klingeln und Klopfen half nichts. Na gut, ein Versuch war es wenigstens Wert. ?
Nachdem ich wieder auf dem Jakobsweg lief, kam ich an einer Wohnsiedlung vorbei, wo ich auf zwei junge Männer traf. Von den beiden netten Jungs hatte ich den Tipp bekommen, dass ich unbedingt in Fischingen, meinem heutigen Ettapenziel, das Bier der dortigen Brauerei namens Pilgrim probieren müsste. Das hörte sich gut an und wenn es nicht allzu teuer ist würde ich auch eins probieren. Gesagt getan, ich kam in Fischingen an. Zunächst schaute ich mir die Kirche, dann das Kloster und letztendlich die Brauerei an. Da das Bier in der Brauerei wesentlich günstiger war als im Restaurant, holte ich mir dort eins. Doch vorher probierte ich mich durch alle Sorten. Einfach fabehaft. War gar nicht mal so schlecht,die verschiedenen Biersorten. Ich kaufte mir eine Flasche und setzte mich damit ein paar Meter weiter in den Klosterpark auf die einzige Bank unter einer Linde. Ich hatte noch genügen Zeit bis ich zu meiner nächsten Couchsurfing Übernachtung bei Vincent und Anghhi, sodass ich das Bier in Ruhe genießen konnte. Ich machte das Bier auf, stellte es kurz auf die Bank, um mich kurz zu sortieren. Plötzlich kippte das gute Bier um. Och nein. War mal wieder typisch ich. Naja zum Glück fehlte nur eine kleiner Schluck. Dieser Schluck schmeckte umso mehr einer kleinen Wespe. Na dann mal Prost.
Nach gut einer Stunde war die Flasche leer und ich war ein wenig angesäuselt. Ohje und jetzt ging es langsam zu meinen Couchsurfing Hosts. Was sollten die nur von mir denken. Augen zu und durch.
Ich wurde ganz lieb und freundlich begrüßt. Vinc zeigte mir direkt mein Zimmer und das separate Gestäste-WC inkl. Dusche. Alles war neu und das Haus war sehr modern. Schnell sprang ich unter die Dusche und machte mich frisch, davon ausgenommen mein Kopf. Leider war ich immer noch etwas angesäuselt, aber wenigstens etwas weniger als zuvor. Mit einer neuen frischen Briese ging es nach unten zu Vinc und Anghhi. Beide bereiteten das spanische Abendessen für uns vor.
Dabei fragte Vinc mich, ob ich gerne ein Bier möchte. Ich lehnte ab und sagte, dass ich erst einmal ein Wasser trinken würde. Wir unterhielten uns zu Beginn über unsere witzigsten Couchsurfing Erlebnisse. Da packte Vinc aus, dass zwei Mormonen aus Salt Lake City bei ihnen mal übernachtet hatten. Sie hatten ihre Türe vom Gästezimmer offen stehen lassen und wurden am nächsten Morgen von dem lauten Geräusch der Kaffeemaschine geweckt. Sie beschwerten sich darüber, worauf Vinc ihnen jedoch antwortete, dass sie doch ihre Türe schließen könnten. Nein, also dass würden sie nicht machen, sagten die zwei Mormonen. Denn so könnte man stets sehen, dass sie nichts Unrechtes tuen würden. Naja, sagte Vince, wenn ihr Bock darauf habt euch von hinten zu begatten, na dann los. Mir ist das ziemlich egal. Davon waren die Mormonen so schockiert, dass sie innerhalb von einer halben Stunde das Haus verließen. Ich konnte nicht mehr vor lachen.
Zum Schluss ergänzte Vinc noch, dass ihm seit daher Leute suspekt seien, die kein Alkohol trinken würden. Na super, da waren die Sorgen zu Beginn völlig umsonst. Daraufhin bestellte ich direkt ein Bier.
Nachdem wir lecker gegessen hatten wurde es feucht fröhlich. Zum Essen gab es Wein, danach Liquor 43 und noch viele weitere leckere Flüssigkeiten. Der Abend wurde zunehmend lustiger. Sie klärten mich über die Schweiz auf und berichteten von ihren Couchsurfing Festival, was sie jedes Jahr veranstalteten. Einfach mega geil. Der Abend wurde lang. Verdammt lang dafür dass beide am nächsten Morgen gegen fünf wieder aufstehen mussten. Gegen halb zwei torkelten wir langsam in unsere Betten und schliefen direkt ein. Das war der bisher beste Couchsurfingabend.
Der Wanderführer hilft dir nicht. Dafür hast du dich als Herdenführerin bewährt.
Der Pilgerengel der Gaststube war ausgeflogen um dich zum Pilgerbier zu locken. Was haben sich zu alten Zeiten die Mönche nur dabei gedacht das Bier zu erfinden. Ob sie wohl ahnten dass Bier später nicht nur durch den Kopf kreiselt sonder auch um den gesamten Erdball.
Mega-Start in ein neues Land … gelungene Integration gleich am 1. Tag … ??????