Tag 59: Alle guten Dinge sind drei

Mit einer leckeren Tasse Kaffe saß ich heute morgen im großen gemütlichen Sessel kurz vor der Terasse und schaute mir das Panorama der Berge an, die gerade von der Sonne wach geküsst wurden. Ein letzter Schluck Kaffe und es konnte wieder los gehen. Nun war der letzte Rest Müdigkeit verflogen. ?

Mit dem ersten Schritt ließ ich zugleich mein neu erworbenes Lied abspielen. Das hatte ich gestern bei den Kidz gehört, die im anderen Trackt der Herberge schliefen. Gute-Laune-Lied von “The Weekend”. Leider hatten meine Kopfhörer den Geist aufgegeben und so musste ich das Lied laut abspielen lassen. Besser für mich, so konnte ich besser mit summen.

Da heute Sonntag war und kein Laden offen hatte, holte ich mir noch einen kleinen Proviant in der Bäckerei. Jetzt konnte es los gehen, doch an der nächsten Kreuzung, direkt an der Bahnschranke, musste ich leider schon wieder halt machen. Zwei Züge wollte Mal eben vorbei fahren. Nach ein paar Minuten an der Schranke gesellte sich ein älterer Herr an meine linke Seite. Da er meine Muschel gesehen hatte, kamen wir ins Gespräch. Bruno, ein pensionierter alleinstehender Mann Mitte sechszig, war das erste Mal auf dem Camino unterwegs. Da wir den selben Weg hatten, gingen wir das Stück bis ins nächste Dorf zusammen. Bruno erzählte Geschichten aus seinem Leben, u. A. wie er und seine Frau sich trennten. In einer Zeit in der Bruno intensiv in seinem Job involviert und kaum zu Hause war und nur noch ein mindestmaß an Kommunikation zwischen den beiden herrschte, packte seine Frau die Taschen, zog aus und trennte sich. Bruno war vollkommen überrascht und hatte damit nicht gerechnet. Für Bruno begann eine schwere Zeit und er verlor sogar seinen Job. Doch nach ca. einem Jahr hatte er sich glü Cher Weise wieder gefangen, fand wieder eine neue Tätigkeit und lebte sein Leben. Nun ist er glücklich auf dem Camino unterwegs und ist sehr gespannt was ihn erwarten wird. Die Menschen auf dem Camino sind dabei oftmals die spannenden und interesanten Überraschungen, die man auf dem Weg begegnet.

Im nächsten Dorf trennten sich unsere Wege wieder. Für mich ging es weiter in Richtung Lungern. Dort hatte ich eine Couch bei Luise reservieren können. Auf dem Weg in Richtung Lungern kam ich wieder an einem See vorbei. Dieser hatte sogar einen Badestrand der kostenlos war. Jupp. Ich konnte einfach nicht anders als dorthin zu gehen und abermals einen kleinen Halt zum Baden einzulegen. Sobald ich mich an einem kkeinen Stück vom Badesee eingerichtet hatte, ging es auch schon los ins kühle Nass. Ich freute ich mich wieder riesig und liebte es in dem klar blauen Wasser zu tauchen. Ein Traum. Auch hier am Strand kam ich mit einem Mann, der in meinem Alter war, ins Gespräch. Er war ebenfalls auf der Durchreise, jedoch mit seinem Fahrrad, und gönnte sich ebenfalls eine kleine Abkühlung. Durch ihn erfuhr ich, was man bei dem Wildcampen in der Schweiz zu beachten hat und wie dies am besten möglich ist. Sollte ich mal keine Unterkunft finden, so war ich nun bestens informiert. ?

Nachdem ich nun genügend Sonne getankt hatte und wieder trocken war, ging es am Lungenersee weiter vorbei. Erneut kam ich ins Gespräch. Diesmal ein Mann namens Patrick, der Ende dreißig war. Patrick unternahm einen Sonntagspsaziergang und hatten sich dafür den Lungernersee ausgewählt. Dieser war nicht allzu weit von Luzern, seinem Wohnort entfert. Da er schneller war hatte er mich bald eingeholt und fragte, mich nach meiner Muschel. Wir unterhielten uns bis Lungern und ich beantwortete ihm all seine Fragen, die er zum Jakobsweg hatte. Er konnte sich eine solche Unternehmung kaum vorstellen, fand es aber unheimlich interessant. Bald darauf verabschideten wir uns wieder voneinander, da wir den Parkplatz erreichten, wo er geparkt hatte. Alle guten Dinge sind drei, so hatte ich drei sehr tolle und unterschiedliche Begegnungen und Unterhaltungen erlebt. Man weiß nie was kommt ? Und das ist gerade das wundervolle am Camino.

Heute Abend durfte ich dann Luise kennenlernen. Luise war so lieb und stellte mir ihre Couch für diese Nacht zur Verfügung. Am Anfang mussten wir uns erst einmal beschnuppern. Aber als wir uns immer näher kennenlernten, wurden wir uns zunehmend sympathischer. Zwischenzeitlich hatten ich sogar das Gefühl mir selber gegenüber zu sitzen. Verrückt ? Wir hatten einfach eine tolle Zeit und waren auf der gleichen Wellenlänge. Leider ging die Zeit viel zu schnell vorbei. Da Luise am nächsten Morgen arbeiten muss und etwas angeschlagen ist, mussten wir die Zeit natürlich etwas im Auge behalten. Verständlich. Jedoch war es einfach fabelhaft.

Song of the day ?

Auch Doris weiß,dass Schwimmen einfach gute Laune macht ?

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