Tag 61: Feeling like Tarzan

Heutigen Morgen hatte ich es einfach zu gut mit dem Frühstück gemeint. Ich haute mir den Bauch so voll, dass sich ein unbequemes völle Gefühl breit machte. Die Quittung bekamm ich direkt auf dem Weg. Mein Magen tat so weh, dass ich wirklich Mühe hatte die paar Höhenmeter zu erklimmen. Irgendwann ging es nicht mehr und ich legte eine Pause ein. Naja, die tolle Aussicht auf den Brienzersee linderte den Schmerz schon etwas. Als ich so auf der Bank sass, dachte ich, was würde meine liebe Mutter mir nun raten. Direkt fiel es mir ein, die guten Iberogasttopfen würde meine Mutter mir bestimmt empfehlen. Na mal gut, dass ich mein Mediepack für alle Eventualitäten dabei habe. Das kleine Fläschchen rutschte mir direkt in die Hand. Ich verdünnte die Tropfen mit etwas Wasser und schluckte das wiederliche Zeug herunter. Naja, so lange es hilft. Ich verweilte noch etwas auf der Bank und allmählich wurde es besser. Langsam machte ich mich bereit, um weiter zuziehen und mit jedem Schritt wurde es besser. Zum Glück.

Nachdem ich eine sichere aber dennoch sehr wackelige Brücke passiert hatte, traf ich auf die kleine quierlige Brigit. Birgit war auch auf dem Jakobsweg, aber in entgegengesetzter Richtung. Das kam mir doch bekannt vor. Genau das gleiche hatte ich auch in Deutschland von Speyer nach Rothenburg ob der Tauber gamacht. 🙂 Birgit erinnerte mich irgendwie an eine Dozentin, Sybill Trelawney, aus den Harry Potter Filmen ( ist aber natürlich lieb gemeint). Auch wenn es nur für ein paar Minuten war, bekam ich mit Birgit richtig Spass. Eine erfrischende Persönlichkeit.

Heute führte die Strecke komplett am See vorbei, sodass man den Brienzersee in allen Möglichen Facetten bewundern konnte. So viele Bilderm wie an diesem Tag hatte ich auf meiner Reise bisher noch nicht geschossen. Der See ist einfach so unfassbar schön, dass ich nicht genug davon bekommen kann. Das Wetter spielte heute auch wieder super mit und die Temperatur war wieder sommerlich warm. Ich spielte die gesamte Strecke schon mit dem Gedanken, ob ich noch einmal einen Sprung ins Wasser wagen sollte. Dann plötzlich kam ein perfektes Argument. Ich kam an einer Liane vorbei, die mir allerdings etwas kurz erschien. Alleine kam ich nicht an das Seil. Da musste mir Pilli mal wieder behilflich sein. Gemeinsam kam wir dran. Als ich einmal kräftig an dem Seil zog entfaltete sich die gesamte Länge. Perfekt, so konnte ich Tarzan nun hervorragend imitieren. Ausser mir war keine Menschenseele an dem Uferabschnitt. Ich hatte mein eigenes Spassbad und war immer noch im Paradies. Ich liebe den Jakobsweg.

Bald schon erreichte ich Interlaken. Eine wunderschöne Stadt. Doch bevor es in die City gehen sollte, machte ich eine ausgiebige Pause im Park. Eigetnlich freute ich mich auf ein schönes Stück Schokolade. Allerdings war es so warm, dass die Konsistenz von fest zu cremig-flüssig gewechselt hatte. Na toll. Auf einmal kam mir jedoch die zündende Idee. Ich schnappe mir meinen Apfel aus der Tasche und kreierte einen Schokoapfel. Viel besser, noch gesund dazu und verdammt lecker. Man muss sich nur zu helfen wissen 😀

Als ich meine Magic-Tüte von TooGoodTooGo und den Stemple abgeholt hatte begab ich mich auf nach Wilderswil, welches ca. fünf Kilometer ausserhalb von Interlaken liegt. Dort durfte ich bei Barbara eine weitere Couchsurfing-Nacht verbingen. Etwas stutzig wurde ich, als Barbara mir schrieb, dass ich kommen könnte wann ich möchte. Sie wäre erst spät zu Hause, aber das Haus würde offen stehen. Okay, das war neu für mich. Das es in der Schweiz sehr sicher ist, hatte ich erlebt, aber so sicher, dass keine Einbrüche geschehen? Nun gut. Ich kam kam an und trat in Barbaras Haus. Als ich mich umsah, musste ich erst einmal schlucken. Es war schmutzig, sehr schmutzig. Lebensmittel lagen herum, worüber sich verschiedene Insekten freuten. In der Ecke lag eine Matte, das war ganz bestimmt mein Domiziel für diese Nacht. Uhh, die Matte war echt versift. Ich legte eine Art Decke darauf, um den Siff etwas zu verdecken. Alles in allem war es wirklich sehr speziel. Ich kann mich mit vielem arrangeiren und bin wirklich nicht pingelig, doch hier kam mir das erste Mal der Gedanke umzukehren und ins Hostel zu gehen. Davon gab es ja genügend in Interlaken. Doch nein. Wenn schon, denn schon. Ich nehme jede Erfahrung mit, auch diese hier. Also setzte ich mich in den einzig bequemen Stuhl der sich bot und ass das Sandwich aus meiner Magic-Tüte. Kurz drauf kam eine echt süsse Katze herein, die mir etwas Gesellschaft leistete. Hier stand ja alles offen 😀 Später lernte ich Barbara endlich kennen. Sie war sehr nett und freundlich (wie alle Couhcsurfer), aber ich konnte es nicht begreifen, wie sie so leben konnte. Aber das muss man manchmal auch garnicht. Schlussendlich war ich einfach sehr dankbar, dass Barbara mich aufgenommen und mir ihre Welt eröffnet hat. Jeder lebt sein Leben so, wie er/sie es möchte und für richtig bzw. gut erachtet. Durch Couchsurfing durfte ich nun bereits in viele Leben eintauchen und diese mit erleben. Der Jakobsweg in Kombination mit dieser Möglichkeit ist einfach eine wundervolle Symphonie.

Für das perfekte Sommergefühl 🙂

2 Antworten auf „Tag 61: Feeling like Tarzan“

  1. Deine Mutti ist ein schlaue Frau. Da muss ich hier mal Werbung schreiben für Iberogasttopfen. Die sind sehr sehr gute Retter in der Not 🙂 .
    Ein tolles “Sprungbild” hast du geschossen.

  2. Leben und leben lassen!
    Bewundernswert, Deine Bereitschaft sich auf die unterschiedlichsten Menschen und ihre Lebensweisen tolerant einzulassen.
    Mein Wunsch für Dich: Bleibe an Deinen Mitmenschen und ihren Lebensunständen interessiert.

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