Alian wusste was Deutsche zum Frühstück brauchen, genug hatte er ja schon beherbergt. Nur kurz: Das Frühstück war sehr bekömmlich und ausreichend. Genügend um knapp zwei Etappen zu bewältigen. Heute traute ich mich etwas von meinem ursprünglichen Plan abzuweichen und rund 36 km zu laufen. Das Wetter sollte trocken bleiben und das musste ich unbedingt ausnutzen. Denn die nächsten Tage sollten eher regnerisch und stürmisch werden. Je nachdem wie intensiv sich das Wetter gestalten würde, würde ich evtl weniger schaffen. Daher war es keine schlechte Idee etwas vor zulaufen und einen kleinen Puffer für schlechte Tage zu schaffen ?
Zusätzliche Kilometer bedeuten nicht nur zusätzliche Anstrengungen sondern auch das Potential einiges zu erleben. Und so gestaltete sich auch der heutige Tag. Kurz nachdem ich die Unterkunft von Florentine und Alian verlassen hatte, kam ich an einem Haus vorbei, welches von einem Hund bewacht wurde. Zunächst nichts außergewöhnliches. Es ist Gang und Gebe, dass man sich hier mindestens einen Hund hält, welcher das Anwesen bewacht. Zunächst beobachtete mich der Beagle. Als ich jedoch näher kam fing er, wie alle anderen Hunde zuvor, an zu kläffen. Auch nicht weiter verwunderlich. Doch das Kläffen war nicht an mich gerichtet, sondern an seine Kumpels, die in der Garage schliefen. Der kleine hatte seine “Brüder” gerufen. Mit einem zweiten Hund hatte ich noch gerechnet aber nicht mit zwei weiteren. Als die Hunde nacheinander hinaus kamen, dachte ich, dass das gar nicht mehr aufhören würde. Nun standen vier Hunde am Zaun und waren am Bellen. Ich konnte nicht mehr vor lachen ?
Der Weg war heute wieder wundervoll und führte mich durch die unterschiedlichsten Wälder. Dabei versank ich erneut in meine Blase und machte mir ausgiebig Gedanken darüber, was ich nach meiner Reise beruflich gerne anstreben möchte. Da kam mir so einiges in den Sinn. Während ich so nachdachte, erblickte ich plötzlich drei freilaufende Hunde. Kurz hinter ihnen kam auch schon ihr Herrchen. Na zum Glück, so konnte ich meine Selbstverteidigungswaffen im Täschchen lassen. Als die Halterin der drei Hunde und ich auf gleicher Höhe waren kamen wir ins Gespräch. Ich sagte ihr, dass ich den Jakobsweg laufe woraufhin sie mir kurz den Weg erklärte und ein paar Tips gab. Sie fragte mich, ob sie mich evtl. begleiten soll, sodass ich auch den richtigen Weg finde und mich nicht hat verlaufe. Zunächst lehnte ich ab, da ich zur Not die Route auf meinem Handy hab. Doch sie fragte mich, ob ich wirklich sicher sei. Ich entschied mich spontan um und antwortete darauf hin, ” Ja von mir aus gerne”. Und so begleiteten Jasmin und ihre drei süßen Hunde mich ein gutes Stück. Schlussendlich war ich unheimlich froh, dass wir zusammen gelaufen sind. Denn so stellte sich heraus, dass sie auch zur tollen Couchsurfing Community gehört und selbst vor einiger Zeit Couchsurfer beherbergt hat. Aktuell hat sie jedoch keine Zeit dafür. Zudem erzählte sie mir von ihren beiden Kindern und ihrem Familienleben. Es war einfach wundervoll die Zeit mit Jasmin zu verbringen, da sie so herzlich und freundlich ist. Am Ende tauschten wir noch unsere Nummern aus und ich kam wieder mal nicht darum herum, auch sie nach Aachen einzuladen. Es wäre schade, wenn wir uns nicht Wiedersehen würden.
Im nächsten Dorf machte ich dann zunächst eine kleine Pause. Neue Energie tanken für noch genügend Kilometer, die vor mir lagen. Vor allem ging es nun wieder hoch hinaus und da konnte ich jede zusätzliche Energie gebrauchen.
Als ich oben ankam, war ich etwas außer Puste und der Schweiß lief mir die Stirn hinunter, aber die Anstrengungen hatten sich mehr als gelohnt. Die Aussicht war mal wieder fabelhaft und mein Wanderherz war wieder auf Wolke sieben. Unglaublich, wie schön es hier doch ist, kurz vor dem kleinen Städtchen “Le Grand-Lamps”. Doch einen kleinen Hacken gab es, die Wege waren mal wieder eine kleine Herausforderung. ?
Unten im Tal angekommen ging es kurz in den Lidl, um meine Vorräte wieder aufzustocken und etwas leckeres für heute Abend zu organisieren. Danach ging es auch schon auf die letzten Kilometer. Noch rund 5 Kilometer und ich hatte es für heute geschafft. Doch kurz vor dem Ziel musste ich abermals eine kleine Pause einlegen. Gerade als ich mich hingesetzt und mit einen Keks gegönnt hatte, kam eine Horde älterer Damen an mir vorbei und hielten kurz an, um sich zu vergewissern, ob ich denn auf dem Jakobsweg sei. Rund 20 Frauen standen nun im Kreis um mich herum. Keine konnte Englisch ? Aber diesmal war ich echt gut drauf und konnte schon etwas mehr von meinem Vorhaben auf Französisch erzählen. Jede der Frauen machte große Augen. Ich schaute in die Runde und prompt kam mir der Gedanke, jetzt weiß ich wie sich wohl ein Affe fühlen muss, der den ganzen Tag begafft wird. ? Es war ein schönes Gespräch. Nachdem wir uns gegenseitig alles Gute gewünscht hatten, fing es an zu Nieseln. Grund genug, um nun die letzten Kilometer zu absolvieren.
Endlich, nach dem langen Trip kam ich nun in meiner AirBnB Unterkunft an. Heute schlief ich bei Marie-Claude. Eine ältere nette Dame, die zusammen mit ihren beiden putzigen Hunden in einem rieisgen Haus lebt. Marie-Claude konnte genauso gut englisch wie ich französisch. Umso besser, dass Marie-Claude Dylan beherbergte. Dylan ist ein 25 jähriger Amerikaner, welcher Französisch studiert hat und nun als Englischlehrer hier tätig ist. Somit hatten wir einen persönlichen Übersetzer, was alles viel einfacher gestaltete. Wir drei verbrachten eine tolle Zeit und lachten verdammt viel zusammen. Obwohl es nicht im Preis enthalten war, spendierte uns Marie-Claude ein leckeres Abendessen. Das kam genau richtig, nach dem langen Tag und ich freute mich riesig. Ein heimisches und wohliges Gefühl machte sich breit und ich fühlte mich, wie beim meiner Oma zu Hause. ? Hoffentlich geht das mit AirBnB so gut weiter ?