Der erste Tag liegt nun hinter mir – was für ein toller Start. Das Wetter war super zum wandern: perfekte Temperatur von rund 22°. Wobei hin und wieder die Sonne durch die Wolkendecke schien. Einfach nur herrlich, würde meine Mutter dazu sagen.
Ich liege geschafft mit schmerzenden Beinen und Füßen auf meiner Isomatte, eingekuschelt in meinen Schlafsack und lasse den Tag Revue passieren. So muss ich an Erich denken. Ein älterer Herr den ich in Kornelimünster getroffen habe, als ich auf der Suche nach einem Muschelzeichen war, die den Jakobsweg kennzeichnen. Wir tauschten uns über meine Reise aus und Erich erzählte mir ein wenig über seine Töchter. Leider hatte ich nicht genügend Zeit für ein längeres Pläuschchen. Daher vereinbarten wir, dass ich ihn nach meiner Reise an seiner Bank einmal besuchen werde, auf der er jeden Mittag sitzt und Sudoku spielt.
Kurz nachdem ich mich von Erich verabschiedete, traf ich auf drei sehr nette Pilgerfrauen, die von Köln nach Aachen unterwegs waren. Was für ein schöner und unerwarteter Zufall. Schnell zur Erinnerung noch ein Selfie gemacht und Nummern ausgetauscht. Denn Tipps zum Jakobsweg kann man immer gut gebrauchen. 🙂
Kornelimünster lag nun hinter mir und vor mir lag eine wunderschöne Landschaft. In dem Moment musste ich an meine ehemalige Kollegin Mandy denken, als sie mir vor meiner Reise erzählte, dass eine ihrer Freundinnen auch den Jakobsweg gewandert ist und bei ihrer Ankunft in Santiago weinen musste. Davor hatte sie nie geweint. Jeder wird auf seiner Reise auf dem Jakobsweg mindestens einmal weinen, sagte sie mir. Ich konnte mir dies nicht vorstellen und sagte, dass mir das nicht passieren wird. Warum auch? Doch, dass ich an meinem ersten Tag ein paar Tränen vergießen werde hätte ich nicht gedacht. Nicht vor Schmerzen oder Heimweh – nein! Ich war dankbar und unendlich glücklich darüber, diese Reise machen zu können, malerische Landschaften erleben zu dürfen und ganz besondere Menschen (Familie & Freunde) in meinem Leben zu wissen. Pures Glück, was ich spürte.
Als ich so in meinem Schlafsack lag, musste ich auch an den wunderschönen Abend mit Gerti und Jörn denken. Gerti hatte ich über die Schevenhüttener-Facebookgruppe kennengelernt. In der Gruppe hatte ich gefragt, ob mir jemand Unterschlupf geben könnte, da ich keine passende Unterkunft finden konnte. Dies war meine letzte Hoffnung. Und so meldete Gerti sich prompt auf meine Nachricht. Ich war so froh und dankbar, dass Gerti mir eine Möglichkeit geschaffen hatte. Kurz danach meldete sich auch Jörn. Er fragte, ob ich Zeit und Lust hätte, einen kleinen Bericht über meine Reise nach Schevenhütte für die hiesige Doftzeitung zu schreiben. Ich freute mich und sagte natürlich zu. Ich berichtete Gerti davon und kurz darauf stellte sich heraus , dass Jörn der Sohn von Gerti ist. Sie hatten zuvor nicht darüber gesprochen. Ein witziger Zufall für uns drei. Wie klein Schevenhütte doch ist ?
Wir trafen uns Abends im Weiherhof, tranken etwas und unterhielten uns wirklich gut. Ich erfuhr viel über Schevenhütte und wir beschlossen, dass ich beide nach meiner Reise nochmal besuchen komme. Mit dem Bus von Aachen aus ist es ja nur eine Stunde. ? Es war einfach toll zwei so herzliche Menschen kennen zulernen. Einfach nur pures Glück!
An diesem Abend hat mich das Lied von Laith al Deen “C’est la vie” begleitet. Einen ganz lieben Dank an meine liebe und wundervolle Mutter Anja ?