Tag 4: Köln, ich komme!

Der große Tag war gekommen. Heute lagen ganze 30 km vor mir bei erwarteten 28 sonnigen Grad. “Just do it”, dachte ich und war höchst motiviert.

Gemütlich frühstückten Felicitas und ich zu Ende und erzählten dabei über unsere letzten Urlaube. Doch dann wurde es allmählich Zeit. Ich cremte mich noch schnell mit der Sonnenmilch ein. Meine Füße mussten schon einiges ertragen, da konnte ich nicht auch noch ein krebsrotes Gesicht, Schultern und Arme gebrauchen. Auf Wiedersehen hieß es dann und wir umarmten uns noch ein letztes mal wie gute alte Freunde. Wir bleiben in Kontakt, das war sicher.

Nun war ich an meinen Startpunkt angekommen und die Mammuttour konnte beginnen. Die Sonne schien bereits mit voller Kraft, da war ich heilfroh einen Großteil der Strecke durch den Wald laufen zu dürfen. Als ich mich so im Wald umschaute und die Natur bewunderte, bemerkte ich plötzlich, dass die riesigen, alten Bäume am Wegesrand Spalier für mich standen. Ein Träumchen, ich genoss jeden einzelnen Schritt.

Mein Weg führte mich kurz auf eine Brücke worunter die Autobahn A4 verlief. Ich schaute, nach links und sah ein riesiges blaues Autobahnschild auf dem in weißen Buchstaben “Aachen” stand. Ein letzter Blick in Richtung Heimat. Ich hoffte, dass es meinen Liebsten zu Hause gut geht und wünschte Ihnen in Gedanken ein charmantes Wochenende.

Königsdorf war eins von vielen Dörfchen die ich passierte. Ich musste nicht schlecht staunen, als ich die Häuser sah, die hier standen. Hier müssen nur Könige wohnen , dachte ich und machte hin und wieder mal ein paar Fotos – sollte ich auch einmal wie ein König residieren dürfen ?. Bevor ich jedoch das königliche Dorf wieder verlassen sollte, musste ich mir unbedingt noch einen königlichen Jakobsstempel holen. Nachdem ich Kreuz und Quer durch das Dorf gelaufen war, überall geklingelt hatte und niemanden erreichen konnte, gab ich auf. Na dann sollte es halt nicht sein. Die Reise ging weiter.

Nach rund 23 km rauchten meine Füße und die letzten 7 Kilometer zogen sich wie Kaugummi. Da musste unbedingt die passende Motivationsmusik her und so zappte ich durch meine Playlist. Als ich bei dem Lied von RuPaul “Sissy that Walk” ankam musste ich lauthals lachen. Kein besseres Lied hätte so gut passen können. Mit einem riesigen Grinsen setzte ich den Turbogang ein und gab alles.

Ich hatte den Lauf gerockt und kam in der Megametropole Köln an. Herr Gott, wie vermisste ich die grünen und ruhigen Felder. Alles voller Menschen, die keine Rücksicht auf einander nahmen. Einfach nur Stress pur, der sich direkt in schlechte Laune umwandelte. Als ich in meinem 5er-Frauen-Hostelzimmer ankam, ließ die schlechte Laune endlich nach. Es war ruhig und keiner war auf dem Zimmer. Schnell richtete ich mich ein, um direkt eine heiße Dusche zu genießen. Noch nie hatte ich mich so darauf gefreut. Doch als ich unter der Dusche stand, kam nur kaltes Wasser. Das kann doch nicht sein. Nach 5 Minuten hatte ich dann keine Lust mehr zu warten und duschte mich kalt ab. Na klasse, meine Laune war wieder im Keller.

Enttäuscht trottete ich zurück auf mein Zimmer. Kurz nach mir kam ein Mädel rein, welche sich mit Delia vorstellte. Sie kam aus der Schweiz und wir unterhielten uns prächtig. Sie war auch alleine unterwegs und erkundete Köln und Düsseldorf an diesem Wochenende. Sie fragte mich, ob ich nicht Lust hätte mit ihr feiern zu gehen, das hätte sie noch vor, um das Wochenende abzurunden. Eine super Idee, dachte ich, doch meine Füße hätten sich geweigert und leider hatte ich auch nichts passendes zum anziehen dabei. Und so musste ich leider ablehnen und wünschte ihr viel Spaß und eine geile Zeit.

Bevor der Tag für mich gegen 21 Uhr endete, watschelte ich noch schnell die rund 200 Meter vom Hostel bis zum Kölner Dom, in der Hoffnung noch jemanden anzutreffen den ich nach dem Stempel fragen könnte. Der Dom war war noch offen – jippi – dass sah ich an der langen Schlange, die vor dem Eingang stand. Am Eingang fragte ich die netten Herren in den roten Kirchengewändern, ob sie wüssten wo ich den Stempel herbekommen könnte. Kein Problem, sagte einer der Herren und ich gab ihm mein Heftchen womit er unmittelbar verschwand. In der Zwischenzeit führte ich amüsante Gespräche mit den übrig gebliebenen Herren und genoss die letzen Sonnenstrahlen. Was für ein netter Abschluss des Tages.

Yes, I can. 30 km geschafft. Aber nur mit Hilfe dieser verrückten Motivationsmusik. ?

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