Am nächsten Morgen konnte ich aus dem Fenster von meinem Bett aus sehen, dass über Bonn ein strahlend blauer Himmer schien. Nicht nur das Wetter, sondern auch meine Laune war wieder sonnig. Was eine Nacht Schlaf so bewirken kann – perfekt. Als ich mich im Badezimmer frisch machte, hörte ich ein Zimmer weiter, dass Thomas auch bereits wach war und in der Küche und im Esszimmer wuselte. Als ich aus dem Badezimmer raus kam und das Esszimmer betrat, war der Esszimmertisch wundervoll gedeckt. Brötchen, selbstgemachte Marmelade von seiner Mutter, Kaffe und ein riesen Glas frisch gepresster Orangensaft standen für mich bereit. Ich war sprachlos und konnte es kaum fassen. Das konnte nur ein verdammt guter Tag werden. Ich hatte es im Gefühl. Und so frühstücken wir gemütlich und schlemmten in vollen Zügen.
Als die Zeit nun wieder gekommen war, machte ich mich auf den Weg und verabschiedete mich von Thomas und bedankte mich von ganzem Herzen für all das, was er für mich getan hatte. Einfach ein Traum.
Nachdem ich mich die letzten Meter durch Bonn gekämpft hatte, ging es nun bergauf. Herzlich willkommen auf dem Linksrheinischen Jakobsweg, dachte ich. Dieser Spaß würde in den nächsten 12 Tagen immer wieder auf mich zukommen. Doch oben auf dem Hügel angekommen war die Sicht auf den Rhein einfach einmalig und die Strapazen direkt vergessen. Doch bevor es auf den langen Waldwanderweg ging, nutzte ich noch schnell die Gelegenheit und stattete der Toilette des Uniklinikums einen Besuch ab. Nun passte alles und es konnte definitiv richtig losgehen.
Auf dem letzten Stück hin zu meinem Tagesziel Oberbachem, merkte ich plötzlich wie meine Achillessehne mich ärgerte und sich bei jedem weiteren Schritt bemerkbar machte. Och nein, schoss es mir durch den Kopf und der gemütliche Spaziergang ging zu einer kleinen Humpel-Tour über. Bis Oberbachem war es glücklicherweise nicht mehr so weit. Und so erreichte ich mit etwas Mühe meinen heutigen Schlafplatz. Eine kleine Ferienwohnung in einem alten Fachwerkhaus, welches durch ein älteres Ehepaar betrieben wurde.
Bevor es in die Wohnung ging zeigten mir die Beiden den wunderschönen kleinen Garten, der mit sehr viel Liebe gepflegt wurde. Das sah man direkt. Da die Wohnung keinen Balkon hatte, luden die Beiden mich dazu ein den Garten sehr gerne mit zu benutzen, was ich später direkt tat. Eine kleine Erholungpause in der kleinen Oase, was will man mehr. Danach zeigten mir die beiden die Pilgerunterkunft. Wie schnukelig diese eingerichtet war. In der Küchen war auch bereits die Brotzeit arrangiert. Als ich mit dem Ehepaar telefonierte, hatten sie davon gesprochen, aber ich konnte mir nicht genau vorstellen, wie diese sogenannte Brotzeit gestaltet ist. Nun wusste ich es. Es lag ein ganzes Brot auf dem Tisch, der Obstteller war randvoll mit Allerlei und der Kühlschrank war sehr gut gefüllt, sogar mit Bier und Wein. Ich konnte es kaum fassen. Davon hätten zwei Personen an dem Abend und am nächsten Morgen essen können. Mein Gefühl am Morgen hatte mich also nicht getäuscht, der Tag war echt super. Als das Ehepaar sich verabschiedete, stürzte ich mich umgehend auf das Brot und den Aufschnitt und genoss jeden einzelnen Bissen – herrlich.
Später am Abend, als ich meine Blessuren verarztete, hörte ich plötzlich ein altbekanntes Geräusch. Es war eine laute Melodie, die von einem Wagen aus kam. Direkt machte es klick in meinem Kopf und ich wusste, das ist der Eiswagen. So einer fuhr auch früher bei uns am Wohnhaus vorbei. Damals stürmten jedesmal alle Kinder zum Wagen hin, um sich eine leckere Kugel Eis nach einem langen Tag auf dem Spielplatz zu holen. Das war früher ein richtiges Highlight. Jetzt stand der Wagen direkt vor meiner Wohnungstür und ich freute mich riesig. Schnell hatte ich mir einen Euro geschnappt und spurtete runter zum Wagen, wie früher, dachte ich. ? Ich bestellte mir eine blaue Kugel Schlumpfeneis. Das war früher meine Lieblingssorte. Der Dorfhund hatte sogar auch eine kleine Leckerei vom Eismann bekommen. Und so genossen wir beide unser Eis. Grandios und einfach toll, so etwas gibt es nur auf dem Dorf.
Wie gut ich mich noch an den Eiswagen und das Schlumpfeis erinnere ☺️