Tag 11: Meine Füße streiken

Als ich an diesem Morgen aufstand und beide Füße auf den Boden stellte, brannten die drei Balsen an meinen beiden inneren Fersen höllisch. Mein Gesicht verzog sich vor Schmerz in jegliche Himmelsrichtung. Die drei Herzchen schleppte ich seit Köln schon mit mir rum und hatten bereits eine beachtliche Größe angenommen. Die vergangenen Tage hatte ich keine Probleme mit den Blasen, aber jetzt auf einmal. Eine stark rote Silouette bildete sich bereits um alle drei Blasen. Beim Frühstück mit Heiko und Patrick kühlte ich tüchtig weiter mit einem Handtuch. Das kühle Nass auf der Haut tat richtig gut, wobei es meist nur kurzweilig anhielt. Das Frühstück ließ ich mir durch die Drei jedoch nicht vermiesen.

Und so war es eine letzte grandiose Zeit mit den beiden Jungs. Gerne hätte ich den ganzen Tag mit beiden weiter getratscht, aber Patrick und ich mussten los. Ich quälte mich in meine Socken und Schuhe. Das blieb bei Heiko nicht unbemerkt und gab mir zum Abschied ein paar wertvolle Tipps im Umgang mit diesen Bestien. Zum Glück war Heiko mal Sanitäter. ? Unsere Wege trennten sich nun, aber den Kontakt halten wir, dass hatten wir uns versprochen. Wir werden uns in Aachen wiedersehen. ?

Mein Weg führte mich nicht direkt auf den Jakobsweg, sondern zunächst zum dm, um neue Blasenpflaster zu kaufen. Der Weg dorthin sollte laut Google Maps rund 10 Minuten dauern. Ich, als invalide Frau, brauchte aber locker das doppelte der Zeit. Die Füße brannten und so gut es ging tänzelte ich auf meinen Zehenspitzen, um die Fersen zu entlasten und die Spannung der Haut zu mindern. Schnell stand für mich fest, dass ich die heutige Tour so nicht schaffen werde und schaute nach dem Einkauf sofort nach passenden Zugverbindungen nach Rhens (nur eine Station weiter).

Nachdem ich eine Weile meine Füße in der Innenstadt auf einer Parkbank ausruhen konnte, schleppte ich mich zum Bahnhof. Ich staunte nicht schlecht als ich den Preis für ein Ticket sah. Nun gut, die Gesundheit geht vor. Und so kaufte ich fix das Ticket.

In Rhens angekommen ging ich ein paar Schritte bis zum Rheinufer und legte mich dort auf eine Bank. Tat das gut die Füße einfach so hochzulegen. Gegen 15 Uhr konnte ich erst auf mein Zimmer und bis dahin waren es noch rund 3 Stunden. Das Wetter war einfach nur perfekt und ich schaute mir solange das Treiben auf dem Rhein und auf den weiteren Parkbänken an. Man hörte nur das Plätschern des Rheins und die kurzweiligen Gespräche der Leute. Eine entspannte Ruhe. Das Leben kann soooo schön sein. Einfach wunderbar.
Auf meinem Zimmer angekommen versorgte ich meine Blasen weiter. Ich wollte ja unbedingt am nächsten Tag weiterlaufen. Doch es hatte den Anschein, als wären die drei noch ein Stückchen gewachsen. Irgendwie erinnerten mich meine Blasen nun an kleine Babyfüße. ? Nach langen Telefongesprächen mit meiner Mutter, Vater und mit meinen Mann, in denen ich mich mit allen beratschlagte, was ich noch gegen die Blasen tun könnte, fasste ich meinen Mut zusammen und entschied die Blasen aufzustechen. Nach den Telefonaten ging ich schnurstracks ins Badezimmer und bereitete alles vor für den Eingriff. Natürlich desinfizierte ich zu Beginn alle drei Blassen vollumfänglich. Ich wollte mir ja keine Infektion einfangen und noch länger mit dem Zug von Etappe zu Etappe pendeln. Ich traute mich zuerst nicht zuzustechen. Doch als ich mich bei der ersten Blase überwinden konnte, merkte ich nichts und stach mit voller Freude auf die anderen Blasen ein. Die Details, was so alles aus den Einstichpunkten rauskam, will ich an dieser Stelle nicht erwähnen. Am Ende hatte der Druck der Blasen und die spannende Haut nachgelassen. Zum Glück! Anschließend kamen dann noch die Blasenpflaster drauf. Die Operation war geglückt. ?

In der Hoffnung, dass am nächsten Tag wieder alles besser sein würde und ich wieder laufen kann, legte ich mich schlafen und verabschiedete mich von dem verrückten Tag.

An diesem Tag hatte ich sogar Namenstag. Da darf man dann, sich dann auch mal eine Zugfahrt gönnen?

Eine Antwort auf „Tag 11: Meine Füße streiken“

  1. Praktische Anleitung via Telefon ?
    Muss schon sagen, nach den Bildern zu urteilen war die Operation zwingend notwendig…. Operation gelungen…
    Hauptsache Entlastung ???
    Die Quintessenz: gehe fürsorglich mit deinen Füßen und sonst sind sie beleidigt und streiken….??
    Drück dich ganz lieb und Genesungswünsche an deine beiden tragendenden Kilometer-Könige…??? ??

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