Tag 20: Let’s play music

Am nächsten Morgen probierte ich mich am Frühstückstisch durch verschiedene vegane Brotaufstriche. Ich wusste gar nicht, dass es so viele verschiedene Variationen gibt und diese auch wirklich gut schmecken. ? Zu den vielen Leckereien gab es auch einen sehr schmackhaften Tee (Cistustee), den Martina jeden Morgen trinkt. Dieser soll gut gegen diverse Beschwerden sein. Vielleicht beugt der Tee ja auch Blasen vor. Das wär ein Traum.

Da es draußen sehr bewölkt und düster war, sorgte das Tablett mit den vielen verschiedenen Kerzen auf dem Küchentisch für eine behagliche Stimmung. Wir knüpften an den Gesprächen von gestern Abend wieder an und hätten noch Stunden lang so weiter reden können. Doch das holen wir in Aachen oder Worms nach, wenn ich meine Reise beendet habe. ? Das versprachen wir uns und ich freute mich jetzt schon sehr darauf. Auf dem Weg zu Martinas Auto bekam ich noch ein kleines Geschenk. Martina gab mir einen kleinen Schutzengelanhänger, den sie aus der Behindertenwerkstatt hatte, dort wo sie arbeitete. Ich war gerührt und überglücklich. Sofort hatte ich den kleinen Aufpasser zu meinen anderen Engelchen dazu gehangen. Dort machte er sich wirklich gut. Wir stiegen beide ins Auto und fuhren zu der Tankstelle zurück, dort wo Martina mich gestern eingesammelt hatte. Wir verabschiedeten uns ganz herzlich von einander und drückten und fest. Es war wiedermal eine ganz wunderbare Begegnung. Wirklich großartig, dass es Couchsurfing gibt.

Von der Tankstelle aus ging es weiter in Richtung Ludwigshafen am Rhein. Irgendwie hatte ich wieder ein komisches Gefühl, als ich so durch Worms ging. Irgendwie wurde ich mit der Stadt nicht warm. Das komische Gefühl hielt leider den gesamten Weg nach Ludwigshafen an. Es waren heute zwar nur 18 Kilometer, dennoch fühlte sich jeder Schritt schwer an und es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Da nutzte es nicht alle 10 Minuten meinen Standort abzurufen und den Weg nachzusehen. Dadurch ging es leider auch nicht schneller, im Gegenteil.

Auf halber Strecke machte ich daher Pause. Ich setzte mich auf eine der drei Bänke, von denen man aus einen super Blick auf den Rhein hatte. Ein bisschen entspannen, dachte ich, dann läuft es vielleicht etwas besser. Ich beobachtete die Schiffe auf den Rhein und verlor mich in meinen Gedanken. Schnell kam ich wieder zurück in die Realität, denn ein älterer Mann mit zwei süßen Labradordamen fragte, ob er sich dazu setzten dürfte. Natürlich, erwiderte ich, es war ja genügend Platz da, mit drei Bänken. Während wir ins Gespräch kamen und uns sehr nett unterhielten, forderten Amanda, die 14-jährige Labradordame, und Snowflake, die 10 jährige Labradordame (Mutter und Tochter) mich zu einem kleinen Ballspiel auf. Die Beiden waren zuckersüß. Am liebsten hätte ich direkt eine mitgenommen. Es verging rund eine halbe Stunde, in der ich viel über die beiden Hundedamen aber auch über ihr Herrchen erfuhr. Es ist immer wieder spannend, welche tragischen aber auch schönen Geschichten man von seinem Mitmenschen erfährt. Allmählich musste ich wieder los, da es u. a. auch so aussah, dass eine riesige Gewitterwolken auf uns zukam. Das war Motivation genug, um nun etwas schneller zu laufen.

Der Weg führte direkt am Rhein entlang. In weiter Ferne sah ich plötzlich, wie ein Pärchen den Weg zum Rhein hinunter gelaufen kam. Sie trug hohe Schuhe, was ich recht ungewöhnlich fand, für einen Spaziergang am Rhein. Auf dem Gehweg angekommen gingen Sie noch weiter in Richtung Rhein. Ins Gestrüpp zwischen Gehweg und Rhein. Komisch, aber jedem Tierchen sein Plesierchen. Da war die Mittagspause bestimmt bei den beiden gerettet ?.

Eigentlich wäre mein Etappenziel Maudach bei Ludwigshafen am Rhein gewesen. Doch leider habe ich dort keine Unterkunft finden können und hatte daher nach alternativen Möglichkeiten in der Umgebung ausschau gehalten. So bin ich freudiger Weise bei Couchsurfing auf Sylvia gestoßen, die mich direkt aufnahm. Kurz bevor ich bei Sylvia ankommen sollte, schrieben wir kurz per WhatsApp und überlegten was wir zusammen essen könnten. Fix warf ich einen Blick auf Google Maps und sah, dass Aldi auf dem Weg lag. Perfekt. Umgehend hatte ich eine Idee, was ich machen könnte, Spagetthi in Champion-Sahnesauce. Das machte ich zu Hause immer sehr gerne und freute mich nun auch riesig, für jemanden zu Kochen. ? Die Zutaten waren schnell eingekauft und so machte ich mich weiter auf den Weg zu Sylvia.

Ich drückte auf die Klingel und war gespannt, wie es heute werden sollte. Auf der zweiten Etage begrüßte mich Sylvia in ihrer kleinen schnuckeligen und modernen Wohnung. An der Wand in ihrer Küche/Wohnzimmer hing eine Ukulele, zwei Gitarren, eine E-Gitarre und darunter ein Klavier. Ich staunte nicht schlecht als ich die vielen Instrumente sah. Von Sylvias Profil wusste ich bereits, dass sie musikalisch war. Gerne hätte ich sie spielen hören. Aber vielleicht würden wir ja noch dazu kommen, dachte ich. ?
Zunächst legte ich meine Sachen ab und wir setzten uns für eine Weile auf den Balkon und lernten uns näher kennen. Nach rund 20 Minuten fing es dann an wie aus Eimern zu Regnen und kurz danach kam auch noch Gewitter hinzu. Verdammt, hatte ich ein Glück. Es sah zwar den ganzen Tag danach aus, hatte aber im Endeffekt nicht mehr damit gerechnet.

Nachdem ich mich geduscht hatte, fingen wir an gemeinsam zukochen. Dabei unterhielten wir uns weiter und es wurde eine richtig geile Zeit. Wir lachten, hatten Spaß, kurz gesagt es war einfach fabelhaft. Kurz bevor wir zum Essen übergingen, fragte ich Sylvia, ob sie eventuell ein Lied auf ihrer Ukulele spielen könnte. Meinem Wunsch kam sie direkt nach und schnappte sich die Mini-Gitarre. Danach ging es zur “richtigen” Gitarre über und sie fragte mich, was denn mein Lieblingslied wäre. Mir viel spontan Numb von Linkin Park ein. Sylvia fing an uns ich war hin und weg. Sylvias Stimme war einfach der Hammer. Sie fing mit Numb an und machte daraus ein Medley. Mega geil. ? Beim Essen fragte ich, ob sie sich nicht vorstellen könnte bei einer Show mitzumachen. Das ist nicht ihr Ding, sagte sie. Eigentlich schade, denn Sylvia kann super singen und klasse Musik spielen.

Später machten wir es uns noch auf der Couch gemütlich, quatschten über viele Themen und schauten diverse Youtube-Videos. Es war entspannt, locker und ich genoss die Zeit in vollen Zügen. Echt blöd, dass es immer so schnell vorbei geht. Die schönen Dinge des Lebens gehen leider viel zu schnell vorbei.

Sylvias Version war einfach der Hammer! ?

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