Wie auch an den anderen Tagen, ließ ich es am heutigen Sonntag nicht aus wieder früh aufzustehen. Nicht so früh wie die Tage zuvor, aber gegen neun Uhr sollte das Abenteuer wieder beginnen. Denn Deutschland sollte weiterhin von der Hitzewelle bestrahlt werden. Ich kam die letzten Tage mit der Hitze zwar gut zurecht, aber die aggressive Mittagssonne wollte ich dennoch meiden. Ich befand mich im dritten Stock des wunderschönen Fachwerkhaus. Von dort oben aus bot sich eine tolle Aussicht auf den Marktplatz und die gegenüberliegenden Häuser, worüber sich bereits die Sonne präsentierte. Atemberaubend! Davon musste ich direkt ein Bild machen, welches leider nicht so gut die Wirklichkeit wiedergab. Aber dennoch eine tolle Erinnerung.
Als ich unten ankam, war ich überrascht, dass die Haustüre offen stand. Da ich heute wieder früh los wollte, war nicht sicher, ob ggf. schon jemand wach sein würde. Doch Jacques saß bereits draußen am Tisch unter einem Sonnenschirm, laß die Sonntagszeitung und aß dabei gemütlich sein Brötchen. In der Bäckerei direkt neben an war bereits schon einiges los. Im Vergleich zu gestern Abend war der Marktplatz mit ein paar Autos gefüllt.
Jacques und ich wünschten uns einen Guten Morgen. Er stand auf, kam zur Haustüre mit dem Ziel seine Tasse mit frischgebrühten Kaffe aufzufüllen. Dabei sagte Jacques, dass er bereits Brötchen geholt hatte und ich mich sehr gerne bedienen könnte. Ich freute mich riesig und griff zu. Ein Sonntagsbrötchen mit leckerer Marmelade plus einem Kaffee und das mitten auf dem Neudenauer Marktplatz inklusive Sonnenschein. Was für ein toller und einzigartiger Start in den Tag.
Silke und Clara, die Tochter von den beiden, waren noch tief und fest am Schlafen, als Jacques und ich uns weiter am Frühstückstisch über ihr Haus unterhielten. Ich hatte noch so viele Fragen, die mir im Nachhinein noch eingefallen sind. Aber vielleicht haben auch wir nochmal die Gelegenheit in Neudenau oder im wunderschönen Aachen unsere Gespräche fortzuführen. Ich würde mich tierisch freuen.
Nach dem reichhaltigen Frühstück und der schönen Unterhaltung verabschiedete ich mich von Jacques und bedankte mich von Herzen bei den Beiden für das absolut einmalige Erlebnis und ihre Herzlichkeit.
Der heutige Weg führte mich Stellenweise an den Fluss Jagst vorbei. Das Wasser des Flusses ist so klar, dass ich gestern beinahe in Versuchung gekommen wäre mich kurz darin abzukühlen. Doch ich hatte etwas Sorge mir ein paar Mückenstiche an meinen Beinen einzufangen. Seit einigen Jahren ist es leider so, dass sich der Muskel um diesen Stich herum in wenigen Minuten verhärtet und ziemlich heiß wird. Da dies u. a. zu einer Thrombose führen könnte, beobachtete ich den Fluss lieber aus sicherer Entfernung. Auch heute dachte ich hin und wieder daran mich in der Jagst abzukühlen, aber wohin mit den Sachen? Und so ließ ich es lieber sein. Stattdessen entschied ich spontan ein paar Spaßbilder auf einer riesigen Wiese, kurz vor meinem Etappenziel, aufzunehmen. Dank der Sonne, die zunehmend heißer wurde, blieb es jedoch nur bei ein paar Bildern. Schön war es dennoch. Mal ein etwas anderer und lustiger Zeitvertreib. ?
Für heute hatte ich eine Unterkunft bei AirBnB reserviert. Check-in war offiziell ab 16 Uhr. Da ich gestern noch ein paar Infos von meinem Host erhalten hatte, hoffte und fragte ich auf meinen letzten Kilometern, ob ich evtl. etwas früher kommen dürfte. Kurz vor Möckmühl hatte ich noch keine Antwort erhalten und so entschied ich einen Abstecher in das kleine Dorf zu machen und mir die Gegend genauer anzusehen. Als ich in der Innenstadt ankam fiel mein Blick direkt auf den Brunnen. Ein Traum. An einer Ecke war sogar ein schattiges Plätzchen, zu welchem ich direkt hinspurte und mich setzte. Zunächst hielt ich nur meine Hände in das Wasser. Das war noch nicht genug und so zog ich schnell die Schuhe und Socken aus, schmiss sie zur Seite und wog meine Beine in das kühle plätschernde Wasser. Einfach perfekt. Doch das war immer noch nicht genug. Ich zog meine leere Wasserflasche aus dem Rucksack, öffnete sie und tauchte sie in den Brunnen. Fast ein ganzer Liter kühles Wasser lief von meinem Kopf aus in den Nacken weiter hinunter. Das war viel besser als eine Abkühlung im Schwimmbad oder in der Jagst. Fast eine Stunde verbrachte ich am Brunnen und kühlte mich hin und wieder ab. Währenddessen bemerkte ich eine Eisdiele ein paar Meter weiter. Jetzt ein Eis, dachte ich, das wärs. Eins könnte man sich doch gönnen und so tat ich es auch. Von außen und innen war die Temperatur nun wieder auf dem Normalstand und die letzten Kilometer zur Unterkunft konnten nun los gehen.
Wie in der Nachricht von meinem Host beschrieben, fand ich den Schlüssel zur Unterkunft unter der Fußmatte und trat ein. Ich hatte mal wieder richtig Glück, denn die Unterkunft befand sich im Keller und dort war es schön kühl. Schnell hatte ich mich eingerichtet und telefonierte kurz mit Jessy, der Freundin von meinem Cousin Christoph. Jessy feierte heute ihren Geburtstag mit der Familie nach und da wollte ich mich wenigstens kurz per Video dazu schalten, um u. a. kurz nochmal perönlich zu gratulieren und mitzufeiern. ?
Anschließend ging ich hoch zu meiner Vermieterin und stellte mich kurz vor. Eine ältere Dame namens Helene öffnete die Tür und begrüßte mich sehr herzlich. Wir gingen gemeinsam in den Garten, zu dem ich auch Zugang hatte und erklärte mir ein paar Dinge. Darüberhinaus unterhielten wir uns sehr nett und sprachen auch über ihre drei Kinder. Am Ende fragte ich Sie, ob ich mich evtl. für ein paar Minuten auf die Steinplatten legen dürfte (einen Rasen gab es nicht), um noch ein wenig Sonne zu tanken. Ich hatte noch nicht genug und wollte mehr ?. Natürlich, sagte sie, aber irgendwie hatte sie ein ungutes Gefühl, dass ich auf den harten Platten liegen wollte.
Als ich mein Handtuch bereits ausgebreitet und den Podcast eingeschaltet hatte, kam Helene nach rund 10 Minuten mit Kissen vorbei, die ich als Unterlage nutzen konnte. Ich war total überrascht und freute mich tierisch. Aber sie musste sich doch nicht extra den Aufwand machen, dachte und das sagte ich ihr auch. Das machte ihr nichts. Helene ist wirklich herzensgut und sehr fürsorglich. So fragte sie mich zudem, ob ich mich über ein kleines Frühstück am nächsten Morgen freuen würde. Ihre Jungs waren bereits oft auf der ganzen Welt u. a. als Backpacker unterwegs und erzählten voller Freude, wenn sie bspw. ein Frühstück geschenkt bekommen haben. Ich freute mich riesig und war vollkommen aus dem Häuschen. Damit hätte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Wir unterhielten uns noch ein wenig weiter und verabschiedeten uns später. Zurück auf den gemütlichen Kissen, genoss ich noch ein paar Minuten die letzten Sonnenstrahlen. Voller Freude ging ich ein paar Stunden später ins Bett und bedankte mich für den tollen Tag und freute mich schon auf den nächsten.
Wegbegleiter des Tages war dieses herlichd Lied. ?
Wunderbar, ein ganz entspannter Pilgertag. Genug Zeit die kleinen Dinge wahrzunehmen und zu genießen.
Weiterhin einen guten Weg