Von Klepsau nach Schrozberg, das war die heutige Strecke. Eine richtige Herausforderung, 38 Kilometer bei rund 38° plus ein paar Höhensteigungen. Um dieses Ziel in Angriff zunehmen,tankte ich etwas Energie und nahm ein reichhaltiges Frühstück ein, was Edeltraud einem Pärchen und mir (mit entsprechendem Abstand natürlich) draußen auf der Terrasse anrichtete. Das Pärchen war gestern Abend mit ihren Rädern angereist und blieben auch eine Nacht. Die Sonne leistete uns bereits tatkräftig Gesellschaft. Es war sehr gesellig und schön und so unterhielten wir uns über unsere jeweiligen Touren. Mir kam es allmählich so vor als gäbe es aktuell einen Radtouren-Trend. Statt zu wandern schwingt sich jeder auf sein (E-)Bike und erkundet die Landschaft. Ein gewisser Trend war beim wandern zu erkennen. ?
Bevor es um Viertel vor acht los gehen sollte, beglich ich noch kurz meine Schulden bei Edeltraud. Wir schwelgten noch in den Erinnerungen von gestern und stimmten zu, dass dies wirklich ein toller Nachmittag war. Wär hätte damit gerechnet, dass wir zusammen schwimmen gehen. Einfach toll. Wir verstanden uns wirklich gut und so lud ich auch Edeltraud nach Aachen ein und versprach ihr eine Postkarte zu schicken. Die Adresse hätte ich ja. ?
Das Abenteuer begann. Da ich gestern Abend leider merklich feststellen musste, dass Klepsau kein eigenen Jakobsstempel besitzt wollte ich mir im nächsten Dorf einen organisieren. Das trieb ein wenig in die Frustration. Denn die Kirche in Dörzbach war verschlossen. Na super. Das war immer wieder ein Glücksspiel. Auf Google Maps hatte ich jedoch gesehen, dass das Pfarrhaus direkt nebenan ist. Super. Es war noch früh und eigentlich sollte es besetzt sein. Eigentlich, aber das Pfarramt hatte auch zu. Also machte ich mich auf die Suche nach einer Telefonnummer, die ich in dem Schaukasten vor der Kirche glücklicherweise fand. Ich rief an und prompt meldete sich ein netter Herr der mich an den Pfarrer/ Pfarrhaus wieder verwies. “Wenn der VW vor der Türe steht, dann muss da auch jemand sein” sagte er freundlich. Ok, dachte ich, dann werde ich über all nochmal Sturm klingeln. Und siehe da, plötzlich machte der Pfarrer auf und ich erklärte ihm mein Anliegen. Nachdem ich ihm alles erklärt hatte, schaute er mich bedauernd an und sagte “Wir bekommen in zwei Tagen neue Stempel, die alten haben wir leider nicht mehr. Es tut mir leid”, sagte er. Aber ich könnte zu einem Herren hier im Dorf gehen, der die neuen Stempel wohl schon haben soll. Er beschrieb mir den Weg, welchen ich auch fand. Als ich vor dem Haus stand und klingelte, war, wie sollte es auch anders sein, keiner zu Hause. Jetzt hatte ich die Nase voll. Dann sollte es eben der Stempel im nächsten Dorf sein. Das passte auch viel besser, denn das war die St. Anna Kirche. ? Als ich in die kleine Kirche ging, war das Stempelkissen zwar da, aber der Stempel war mutwillig von der Kette entfernt worden. Das konnte doch nicht wahr sein. Es entwickelte sich eine Pechsträhne. Na gut, dachte ich alle guten Dinge sein drei und hoffte in einer kleinen Kapelle, etwas weiter, einen Stempel zu finden. Aber dort hatte ich auch Pech. Nun hatte ich schlechte Laune und regte mich über die Jakobusgesellschaften innerlich auf. Nicht nur, dass die Stempel teilweise schwierig zu erhalten sind kommt nun hinzu, dass die Wege oftmals sehr schlecht beschildert sind (zum Glück hab ich die Route auf meinem Handy) und die Brunnen bei so einem heißen Wetter wie heute nicht in Takt sind. So fragte ich ein junges Pärchen, welches draußen Vorbereitungen für den Umbau ihres Hauses trafen, ob sie mir meine Flasche mit Kranenwasser füllen könnten. “Na klar, bedien dich gerne am Hahn in der Garage”, sagte der junge Mann. Die nette Begegnug mit den zweien hob etwas meine miese Laune und ich freute mich, wieder Flüssigkeit tanken zu können.
Die Pechsträhne sollte weiter anhalten, denn heute ging zweidrittel der gesamten Etappe über Felder. Ich war der Sonne hilflos ausgeliefert. Da Tat es sehr gut, wenn hin und wieder mal eine erfrischende Briese um die Nase wehte. Gegen drei Uhr melde sich allmählich mein Magen und forderte etwas zu essen. Zeit für eine kleine Pause auf einer Wiese direkt unter einem Baum. Nachdem Ich meine Füße von den klobigen Schuhen befreit hatte packte ich zwei Müsliriegel, eine Banane und Apfel aus. Es dauerte nicht lange und ich bekam Gesellschaft. Wespen gesellten sich dazu und wollten etwas abhaben. Ich hatte kein Problem mit den kleinen Insekten, doch jetzt wollte ich ihn ruhe die Pause genießen, was ich jedoch vergessen konnte. Nachdem ich schnell alles aufgefuttert hatte, wollte ich gerade nach meinen Schuhen greifen und sah was ganz tolles. Ein Schmetterling hatte sich auf meinen Schuh gesetzt. Mein Schweiß , der sich an den Schuhen abgesetzt hatte, musste wohl sehr gut schmecken, denn die kleine zarte Natur war kaum davon los zu kriegen ?
Nach rund einer weiteren Stunde fand ich endlich einen Friedhof. Dort ließ ich das kalte Wasser zunächst über meinen heißen Kopf laufen. Anschließend füllte ich meine Flasche wieder und leerte diese im Handumdrehen. Mit einer weiteren kühlen Wasserfüllung ging es dann zum Endspurt über. Das Ziel war nicht mehr weit. Da musste wieder Motivationmusik her. Unerwartet erhielt ich noch zwei Anrufe. Zwei Fremdenunterküfte hatten sich auf meine Mailboxnachricht zurück gemeldet und bestätigten mir, dass ich bei ihnen unterkommen kann. War ich erleichtert, denn es schien zunächst so, als müsste ich mir eine Schutzhütte im Wald suchen. Ich war überglücklich und erhielt dadurch noch einen zusätzlichen Motivationsschub und drehte die Musik nach dem Gespräch noch etwas lauter.
Ich sah das Ortseingangsschild von Schrozberg und freute mich riesig. Eine weitere Mammutetappe war geschafft. Darauf nun erstmal eine eiskalte Apfelschorle, die ich mir direkt an der Tankstelle am Ortseingang genehmigte. An der Kasse fragte mich der Verkäufer, ob ich noch einen Stempel haben möchte. Ich guckte ihn verdutzt an und fragte, “Bekommt man hier auch einen Jakobsstempel? “. ” Jap, den bekommen sie auch bei mir”, sagte er. Da war nun endlich der Stempel. Was lange wehrt wird endlich gut.
Endlich hatte ich die Pilgerherberge erreicht, die vor Jahren mal ein Krankenhaus war. Wieder ein Haus mit einer tollen Geschichte. Damit ich mir am nächsten Morgen auch ein Frühstück erlauben konnte, nahm ich das günstigste Zimmer, direkt unter dem Dach. Es war zwar warm aber dafür hatte ich den besten Ausblick ?
Komplett geschafft fiel ich ins Bett und freute mich schon auf den nächsten Tag, denn da werde ich meine Mutter in Rothenburg treffen. ?
Dieses Lied hat mir auf den letzten Metern nochmal richtig Antrieb gegeben.? Vor allem die letzten Sekunden des Liedes sind ein Traum.
Hallo Anna, von Deiner Pilgerreise lerne ich nützliche Dinge:
1. Wozu Friedhöfe gut sein können! Das werde ich mir für unsere Radtouren merken. Mit der entsprechenden Menge Wasser findet man das Loch im Schlauch besser und trinken kann man es auch.
2. Ich achte bei den Hinweisschildern bei der Radtour jetzt immer auch auf die Muschel für den Jakobsweg. Eine habe ich in der Nähe von Venlo gesehen und heute eine in der Nähe von Odenkirchen. Aber als alleinige Orientierung hätte so meine Zweifel.
3. Den Jakobsweg könnte man ja auch mit dem (E-) Bike in Etappen bewältigen. Müsste nur noch meinen Ehemann überzeugen.
4. Man muss hartnäckig sein, dann kommt man ans Ziel! Hier zum ersehnten Stempel.
Ich Dir und Deiner Mutter einen wunderschönen Tag in Rothenburg. (Diese kleine Stadt kenne ich von mehren Besuchen)
Stempel hin und Stempel her der alte Stempel kann nicht mehr.
Weil der Stempel Pause hat bleib es leer das Wanderblatt.
Dank der Tanke drückt der Tanker dir den Stempel in das Blatt so dass du wieder Freude hast.
Die Beine hoch am Abend dann so dass du morgen wieder wandern kannst. 🙂