Tag 31: One Day in Rothenburg

Obwohl heute ein Tag der Entspannung anstand, wollten wir auch so viel wie nur möglich aus dem Tag herausholen. Um acht Uhr morgens waren wir daher bereits zum Frühstücken bereit. Camilla hatte alles dafür vorbereitet und erwartete uns bereits mit voller Freude. Wir blieben für einen kurzen Moment stehen, als wir die Küche betraten. Der Tisch war mit so viel Liebe hergerichtet und es war so schön gemütlich, dass wir aus dem Staunen kaum heraus kamen. Als wir uns langsam setzten, zauberte Camilla derweil einen herlichen Milchkaffee für uns beide und setzte sich mit dazu. Wir knüpften an die Gespräche des Vorabends an und unterhielten uns rund drei Stunden. Drei Stunden, verdammt wie schnell die Zeit vergeht, wenn man die Zeit mit liebenswerten Menschen genießt und dabei tolle und bewegende Gespräche führt. Während wir so da saßen, merkte ich wie meine Mutter langsam in den Pilger-Flow kam und die Konversation, Vertrautheit und Herzlichkeit genoss. So etwas kann man nur selber erleben und spüren, auch wenn es nur ein paar Etappen sind. Das Pilgern und die Begegnugen auf dem Weg sind was ganz besonderes. Just in dem Moment war ich verdammt froh, dass mein zunächst ursprünglich geplantes Work&Travel, dank Corona, ins Wasser gefallen ist. Sonst hätte ich diese tolle Zeit hier nicht erleben dürfen.

Nach unseren intensiven und vertrauten Gesprächen, machten wir uns gegen 11 Uhr langsam auf den Weg, um Rothenburg genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir schlenderten in aller Ruhe durch die Innenstadt, schauten uns die historischen Bauten an und genossen das Wetter. Unseren ersten Halt legten wir beim “Reichsküchenmeister” ein. Das Restaurant hatten eine wundervolle Terrasse von der man aus einen hervorragenden Blick auf die kleinen Straßen und das Stadtgeschehen hatte. Wir hatten Glück, denn sie öffneten gerade ihre Terasse und wir waren die Ersten. Freie Platzwahl, perfekt. Die Terasse füllte sich nach und nach, was wir zunächst gar nicht mit bekamen. Nach so einer langen Zeit gab es so viel zu erzählen, dass alles um uns herum egal wurde.

Bald wurde es so voll. Draußen standen schon weitere Gäste Schlange und warteten sehnsüchtig auf einen Platz. Da wir bereits eine tolle Zeit dort verachtet hatten, wollten wir nun auch anderen Leuten die Gelegenheit geben in den Genuss dieses Platzes zu kommen und zogen weiter.

Der Weg führte uns weiter in den traumhaften Burggarten. Dort gab es einiges zu bestaunen. Uns fiel direkt ein riesiger Baum auf. Wir rätselten, wie alt dieser wohl sei. Dank einer Stadtführerin, die gerade in dem Moment mit ihrer Gruppe an uns vorbei ging, erhielten wir die Antwort umgehend. 600 Jahre alt war der Baum. ? Der Hammer. Der Hammer waren aber auch die Aussichtspunkte hinunter ins Taubertal und auf Rothenburg. Abschließend schauten wir uns die Blasiuskapelle an und zogen mit diesen neuen wundervollen Bildern und Erinnerungen in unseren Köpfen weiter.

Am Vortag hatten wir die perfekt aussehenden Schneebälle erspäht, die in jedem Bäckereischaufenster zu sehen waren. Sowie die Printen für Aachen, war der Schneeball für Rothenburg eine hiesige Spezialität. Bei der nächsten Gelegenheit gingen wir in die Bäckerei und holten uns einen und probierten die klassische Variante. Nur mit Puderzucker, ohne viel Schnickschnack. Resultat: Lecker, aber die Printen sind mir doch lieber ? Meine Mutter war ganz anderer Meinung und hatte sich in die kleinen Bälle umgehend verliebt.

Soo nun musste mal wieder ein Käffchen her. Etwas kleines zu essen wäre auch ganz fein. Und so guckten wir uns das Hotel Gerberhaus aus und fragten, ob sie auch einen Biergarten hätten. Die kleine ältere Kellnerin schien etwas überfordert und wies uns direkt darauf hin, dass es einen gäbe, wir wohl geduldig sein müssten, da sie vor uns noch drei andere Tische bedienen müsse und ganz alleine sei. “Kein Problem”, sagten wir und gingen durch das Hotel in den Biergarten. Man war es hier schön, damit hätten wir nun kaum gerechnet. Wir setzten uns in den noch freien Strandkorb und beobachteten die anderen Gäste. Nach rund 10 Minuten kam die kleine Kellnerin hinaus und kam direkt zu unseren Tisch, mit der Bitte bzgl. Corona unsere Kontaktdaten zu hinterlassen. Die Gelegenheit nutzen wir und gaben direkt unsere Bestellung auf. Statt von den anderen Gästen, die dort schön etwas länger saßen, ebenfalls ihre Bestellug aufzunehmen, verschwand sie wieder im Hotel. Es dauerte ca. 20 Minuten bis sie mit unserer Bestellung wiederkam. Danach nahm sie jedoch wieder nur eine Bestellung auf und verschwand wieder. In der Zwischenzeit verließen einige Gäste voller Frust den wunderschönen Ort und beschwerten sich teilweise lauthals über den nicht vorhandenen Service. Irgendwie tat uns die kleine Kellnerin leid. Wir überlegten was wir tun konnten, um ihr zu helfen. Das konnte ja keiner mit ansehen. So ging meine Mutter rein und fragte, ob wir ihr ggf. bei der Aufnahme der Bestellungen helfen könnten. Dann hätten sie alles in Ruhe hinter der Theke arrangieren können. Sie freute sich über das Angebot, musste es aber ablehnen. Wenn sie kontrolliert werden, könnte ihren das zum Verhängnis werden. Natürlich, das war verständlich. So blieb uns nichts anderes übrig das Geschehen weiterhin sehr interessiert zu beobachten. Wir rechneten bereits im Kopf, wie hoch der Verlust wohl sein musste. ? Neben diesem Schauspiel hörten wir nun von neben an noch zwei ältere Damen. Die beiden unterhielten sich so laut, dass sie den gesamten Biergarten mit ihren Dorfthemen im entsprechenden Dialekt unterhielten. Wie geil war das denn. Wir haben Tränen gelacht. ?
Als die Show der alten Damen vorbei war zahlten wir und gingen zu unserem letzten Tagesziel, dem Kriminalmuseum. Nur so viel, muss man gesehen haben.

Zum Abschluss des Tages gingen wir in dem Griechischerestaurant gemütlich essen, welches uns Adrian (Lebensgefährte von Camilla) am gestrigen Abend empfohlen hatte. Sehr gute Entscheidung, das essen war hervorragend. Einen ganz ganz lieben Dank an meinen Vater, der uns das leckere Essen aus der Ferne spendiert hatte. Du hast super gekocht ??

Mit vollem Bauch rollten wir uns abermals zu unserer Unterkunft zurück und ließen den wundervollen Tag nochmal Revue passieren und genossen die letzten Stunden des Tages.

Der Titel des nachfolgenden Liedes beschreibt den Tag hervorragend.

4 Antworten auf „Tag 31: One Day in Rothenburg“

  1. Auf einer Pilgerreise kommst Du vielen Menschen näher, nimmst sensibel deren Stimmungen/Bedürfnisse wahr und an manchen Tagen dürfen Dich dir nahestehende Menschen begleiten und etwas von diesem besonderen Lebensgefühl erspüren.
    Das ist ein Geschenk

  2. Es ist tatsächlich so wie du schreibst Anna, man muss es (wenn auch nur eine kurze Etappe) real miterleben, wie du deine Reise erlebst und was dich bewegt…
    Ich danke dir für diesen wundervollen Einblick und eine besonders schöne gemeinsame Zeit mit dir… ?? Camilla und Adrian möchte ich danken für eine besonders herzliche, vertraute und offene Begegnung…

  3. Du bist schon viele Kilometer durch Landschaft und Städte gelaufen. Den Weg durch Rothenburg zu wählen war eine sehr gute Entscheidung. Eine der schönsten Städtchen die ich besuchte.
    Einge Jahre liegt mein Besuch in Rothenburg bereits zurück.
    Ich kann mich aber noch gut daran erinnern. Das Kriminalmuseum, den Teddyladen (hoffe den gibt es noch), 3D-Museum, die tolle historische Stadtmauer, die historische Innenstadt u.v.m. einfach schön.
    Wir wünschen dir viele weitere tolle Erlebnisse auf deiner Wanderschaft.

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