Der Morgen war grau und leichte Regenschauer zogen über Bargau. Ich entschied heute etwas später meine Tour zu starten, da es im Verlaufe des Tage zunehmen auf locken sollte und gegen Mittag hin wieder richtig sommerlich werden sollte.
Während ich mich noch so lange in der Alten Schule aufhielt, probierte ich mich freudig durch die Teesorten, die zur Verfügung standen und genoss dabei die Aussicht auf die drei Kaiserberge. Ich schaute zwischenzeitlich mal nach den Bienen.
Die kleine Geschöpfe waren bereits freudig am arbeiten. Faszinierend das Treiben am Flugloch zu beobachten. So nah war ich den Bienen noch nie.
Obwohl es noch etwas unbeständig war, machte ich mich langsam auf den Weg. Mich rief der Weg. Ich konnte nicht länger in der Wohnung bleiben. Zudem wollte ich ja auch pünktlich bei meiner heutigen Gastfamilie sein. Heute durfte ich wieder Couchsurfen, worauf ich mich sehr freute. Los ging es.
Die Blase von gestern hatte sich wieder verkrümelt. Zum Glück, denn mit Badelatschen wäre ich heute definitiv nicht den steilen und teilweise matschigen Weg hoch gekommen. Der Weg bis zu Spitze des Berges hatte es in sich, aber das liebte ich. Endlich mal wieder so richtig ins schwitzen kommen und die Beine spüren. Je steiler desto besser, die Belohnung der Strapazen folgte nämlich direkt. Ein wunderschöner Blick über Bargau und die in der Ferne liegenden Dörfchen bot sich vor meiner Nase. Hoch oben auf dem Berg war ich nun wieder im Himmelreich. So zeigte es mir Google Maps an “Aussichtspunkt Himmelreich”. Es war himmlischschön dort hoch oben. Ich setzte mich kurz auf die Bank und konnte von der Aussicht nicht genug bekommen. Der langsam aufkommende Regen zwang mich jedoch weiter zu ziehen.
Der Großteil der Route verlief heute im Wald. Bei dem Wetter war kaum jemand unterwegs. Doch als ich auf halber Strecke abermals abbog, bemerkte ich zwei Damen hinter mir. Sie hatten einen schnellen Schritt drauf und holten mich schon bald ein. Sie drosselten ihre Geschwindigkeit und ich versuchte ein wenig schneller zu laufen, da wir ins Gespräch kamen. Es war das erste Mal, dass ich mit jemanden zusammen lief. Ach war das schön mal Gesellschaft beim Wandern zu haben. Die Damen waren allerdings nicht auf dem Jakobsweg, sondern auf einer eigenen kleinen Route, die sie sich ausgeguckt hatten. Nach rund drei Kilometern trennten sich unsere Wege wieder. Schade, aber es war ein sehr schöne Begegnung.
Gegen zwölf Uhr war das Wetter wieder sommerlich und ich legte eine kleine Mittagspause auf der Bank ein. Ich legte mich auf die Bank und beobachtete das Geschehen auf dem Feld. Irgendwann bemerkte ich eine kleine Raupe auf meinem Shirt. War die süß. So klein und unbeholfen. Vorsichtig nahm ich sie auf meinen Finger und setzte sie behutsam im Gras ab. Das war für mich nun die perfekte Gelegenheit mich wieder aufzurappeln und in das nächste Dorf zu laufen, um dort im Supermarkt meine Futterreserven wieder aufzufüllen.
Traubensaft und Milch, das sind aktuell meine Lieblingsgetränke. Davon kann ich nicht genug bekommen. Vor allem Traubensaft, welchen ich zuvor nie getrunken habe, könnte ich Literweise trinken. ?Verrückt, aber es schmeckt leeecker. So auch nach meinem Einkauf beim Edeka in Böhmenkirch. Ich kam nicht schnell genug aus dem Laden, um den einen Liter Traubensaft in einem Zug zu trinken. Ein paar Nüsse bewahrte ich mir für ein gemütliches Plätzen, in der Nähe vom Sportplatz, auf. Den Platz hatte ich mir auf dem Hinweg schon ausgeguckt. Dort angekommen machte ich es mir gemütlich und organisierte die nächsten Übernachtungen. Kurze Zeit später kam ein Auto angefahren. Arbeiter, die in die Sporthalle mussten. Ein Mann blieb im Auto sitzen und eine Frau kam mit schnellem Schritt auf mich zu. Oh je, ich darf bestimmt nicht hier liegen, schoss es mir durch den Kopf. “Nicht erschrecken”, sagte sie, “ich möchte nur was fragen. ” Irritiert schaute ich sie an und sagte “Na gut, gerne”. Sie erzählte, dass ich ihr beim Edeka mit meinem riesigen Sack aufgefallen sei und sie interessiert ist, wohin meine Reise geht. Ich erzählte ihr von meiner Reise nach Santiago und dass ich schon ein paar Tage unterwegs sei. Sie war fasziniert und komplett begeistert. Sie war so begeistert, das sie den Tränen nahe war, doch das hing u. A. auch mit einer Geschichte einer ihrer Freundinnen zusammen, was sie ganz kurz erwähnte. Sie war so quirlich und voller Elan, dass ich nun von ihr total begeistert war. Obwohl wir uns nur kurz unterhalten hatten, musste ich unbedingt ein Selfie mit ihr machen. Eine Erinnerung an eine richtig tolle Frau.
Nun wurde es langsam Zeit mich auf den Weg zumachen, zu einem weiteren Couchsurfing-Erlebnis bei Sjard und seiner Familie. Sjard hatte mir zuvor geschrieben, dass es bei ihm evtl. später werden würde. Er half noch bei einem Umzug. Seine Familie wusste jedoch Bescheid und würde mich in Empfang nehmen. Ich war gespannt und stand nun vor der Haustüre. Ich klingelte. Sjards Mutter öffnete mir die Türe und empfing mich sehr herzlich. Als ich in der Küche stand, trafen auch die zwei Schwestern von Sjard ein und stellten sich vor. Neben den zwei Schwestern hat Sjard noch zwei Brüder. Eine große Familie, so etwas finde ich ja wirklich toll und wünsche ich mir auch für meine Zukunft. Wir setzten uns raus und lernten uns näher kennen. Der Vater stieß ebenfalls zu dem Gespräch hinzu. Es war eine sehr nette Runde in der ich erfuhr, dass die Familie sich ein Stück weit selbst versorgten. Neben einem riesigen Gemüsegarten, den Xochil (Sjards jüngste Schwester) mir später zeigte, hatten sie Schweine, Hühner, Puten, Bienen, Schafe, Katzen und einen Hund. Wow, ich war total fasziniert. Denn auch einen kleinen Selbstversorgerhof wünschte ich mir für meine Zukunft. Ich bekam mehr und mehr das Gefühl mich in meiner Zukunft zu befinden, in der ich sah wie es sein könnte. Total spannend. Xochil zeigte mir nach unserem Gespräch alles. Ich bekam eine kleine Führung. Auch die kleine Katzenbabies, die Ihre Katze einen Tag vor meinem Reisestart geboren hatte, besuchten wir. Waren die kleine süß. Fünf bis sechs Wochen waren sie alt und waren nun in der Phase in der sie alles erkundeten und etwas tapsig-tolpatschig umher liefen. Das machte sie noch süßer. Sie hatten ihr sicheres Reich in dem Zimmer von Xochil, in dem ich ebenfalls heute übernachtete. Xochil hatte mir extra ihr Bett überlassen. Darüber freute ich mich tierisch. Ich hatte Xochil bereits in mein Herz geschlossen. Sie ist ein lebenslustiges und frohes Mädel, dass mit ihrer Art jeden mitreißt.
Bis zum Abendessen hatten wir noch etwas Zeit. Die Zeit nutzen wir (die zwei Schwestern und ich) und spielten ein paar Runden Solo (Kartenspiel) mit extra Regeln. Mit den extra Regeln wurde es richtig witzig und wir lachten uns kaputt. Den Spaß hatten wir auch weiterhin beim Abendessen. Da lernte ich dann auch Sjard kennen, der gerade vom Umzug wiederkam. Wir erzählten und lachten viel. Es war ein wundervoller Abend. Ich fühlte mich sehr wohl und war total begeistert von der Familie.
Nach zwei Gläschen selbstgemachten Met fühlte ich mich jedoch etwas schläfrig und begab mich in Xochils Zimmer, zu den kleinen Kätzchen und ihrer Mutter. Kurz vor dem Einschlafen kam noch die Katzenmama zu mir und schnurrte mich in den Schlaf. Wundervoll ?
Vor Deiner Pilgerreise habe ich noch nichts vom Couchsurfing gehört, jetzt lerne ich es als ganz wunderbare und “verbindende” Option kennen. Ich gewinne den Eindruck, dass es ganz besondere Menschen sein müssen, die das anbieten – herzlich, gastfreundlich, kommunikativ……
Weiterhin viele gute Erfahrungen auf Deinem Weg