Obwohl der gestrige Abend etwas lang war wurde ich heute morgen bereits gegen acht Uhr wach. Ich war mit nicht sicher, ob es Vinc und Anghhi es heute morgen geschafft hatten aufzustehen, doch als ich unten in der Küche ankam sah ich die leeren Kaffepötte auf dem Tisch stehen. Es machte den Anschein, dass es heute morgen schnell gehen musste. Ich hoffte just in dem Moment, dass es den beiden gut ging und gut angekommen waren.
Vinc hatte mir gestern noch gesagt, bevor es zu Bett ging, dass ich mich fürs Frühstück frei bedienen könnte. Ich sollte mich einfach frei bedienen und wie zu Hause fühlen. Ich freute mich riesig und bedankte mich voller Freude. Echt mega. So machte ich mir zunächst einen Kaffe und trank ihn in Ruhe, um langsam wach zu werden. Es dauerte nicht lange, da war die erste Tasse bereits leer. Als ich den zweiten Kaffe durchlaufen ließ, schmierte ich mir nebenher zwei leckere Brötchen. Ich setzte mich wieder an den Tisch und überlegte, ob ich noch eine Nacht bleiben sollte. Beide hatten mir gestern das Angebot gemacht und zugleich versprochen, sollte ich bleiben, dass wir dann ganz traditionell ein Käsefondue machen würden. Das war schon wirklich verlockend und ich verstand mich mit den Beiden echt super, aber das Wetter war auch hervorragend. Zwar war es windig, aber die Sonne kam immer wieder hinter den kleinen Wolken hervor. Das wäre zu schade, wenn ich den Tag verstreichen lassen würde. Daher entschied ich mich weiter zu ziehen. Aber nicht ohne zuvor noch eine liebe Nachricht im Gästebuch zu hinterlassen.
Ich ließ Fischingen nun hinter mir. Vor mir lag nun das Hörnli. Der erste Berg den ich auf meiner Tour durch die Schweiz erklimmen sollte. Na dann mal los, dachte ich. Direkt zu Beginn ging es schon ein gutes Stück Berg auf. Das Herzchen kam da schon ins Arbeiten, sodass ich ab und zu eine kleine Pause einlegen musste. Nach ein paar Kilometern kam ich dann oben an. Endlich geschafft. Doch die Freude sollte nicht lange anhalten. Ein Schild wies mich darauf hin dass ich bisher nur den Hoger erreicht hatte. Och nöö. Noch weitere fünf Kilometer steil Bergauf hatte ich somit noch vor mir. Doch bevor es weitergehen sollte, wollte ich den Hoger erklimmen. Der hatte irgendwie was interessantes an sich, ganz oben Stand eine Steinbank, eine Linde und ein riesiger Stein. Das musste ich mir aus nächste Nähe anschauen. Ich ging den kleinen Umweg und kam in Kürze oben an. Wow, war das eine mega geile Aussicht. Ich konnte es kaum fassen. Eine 360° Sicht über die Schweiz und auf die umliegenden Berge. Es war so schön, dass ich mich zunächst setzten musste und alles auf mich wirken ließ. Das hatte ich mir zu Beginn meiner Reise nicht so schön vorgestellt. Einfach nur geil. Um noch eine Weile das hammermäßige Panorama anschauen zu können, musste ich ein paar Lagen Stoff anziehen. Es war verdammt windig und frisch.
Nachdem ich etwas durchgefrohren war, ging ich wieder herunter um weiter zum “richtigen” Hörnli zu wandern. Auf dem Weg hinab machte ich plötzlich eine freudige Entdeckung, ein vier blättriges Kleeblatt ? Das war ja mal ein Zufall. Direkt legte ich es in meinem kleinen Jakobsführer, sodass es trocken konnte und mir Glück bringen konnte. ?
Total verschwitzt und etwas röchelnd kam ich nach rund einer Stunde oben auf dem Hörnli an. Yes, eine weitere Herausforderung geschafft. Die Anstrengungen vergaß ich sofort, als ich mich auf eine freie Bank setzte und die Aussicht genoss. Wieder einmal eine unvergessliche Aussicht. Noch etwas besser als auf dem Hogel. Es war Zeit für eine Lunchpause, aber nur kurz, da es noch um einiges kälter hier oben war. ? Einfach wundervoll so hoch oben.
Nach dem Aufstieg kommt auch immer ein Abstieg. Auf der anderen Seite vom Hörnli ging es nun hinab. Vorsicht war geboten, denn auf dem gesamten Weg lag Schotter, der ab und zu einer Rutschpartie einlud. Da war ich heilfroh Pilli an meiner Seite zu haben, der mich öfters vor einem größeren Malheur bewahrte.
Obwohl ich mir heute morgen genügend Zeit gelassen hatte, hatte ich das Ende der heutigen Route schon bereits in Steg erreicht. Es war rund ein Uhr als ich vor dem Haus von Cecile und Percy stand. Die Beiden hatte ich über die Unterkunftsliste von Jakobsweg.ch ausfindig gemacht. Cecile schrieb mir, dass sie erst später am Abend nach Hause kommen. Allerdings kann ich jedoch kommen wann ich möchte. Den Schlüssel teponierten sie an eine entsprechende Stelle. Einfach perfekt, so konnte ich bereits ganz entspannt duschen, etwas kleines Essen und die Zeit bei dem Wetter in der Hängematte, direkt in der Sonne neben den Alpakas verbringen. Die Entspannung tat richtig gut nach dem Abenteuer. Zudem gab es noch einen leckeren Tee. Hach, das Leben kann sooo schön sein. ?
Gegen halb sieben kamen Cecile und Percy von der Arbeit. Gemeinsam aßen Einbruch Abend. Währenddessen erzählten sie mir unter anderem von Ihrer ein jährigen Reise durch den Nahen Osten. Es war sehr spannend den beiden zuzuhören und zu erfahren was sie so auf ihren Fahrrädern erlebt hatten. Nach dem Essen gab Percy mir sogar noch eine kleine Guitarrenstunde. Nach so vielen Jahren mal wieder eine Guitarre in den Händen zu halten, war super. Da bekam ich direkt wieder Lust zu üben. Ein rundum gelungener und einzigartiger Tag ?
Perfektes Lied für den Aufstieg.
Das ist der Zipfel vom Gipfel wenn du auf dem Bergli auch noch ein ein Vierblättliklee gefunden hast.
Hallo Anna, ich finde es erstaunlich, aber gleichzeitig beruhigend wie viel Vertrauen die “Herbergsleute” und die Pilger zu einander haben. Erstmal sind es ja völlig fremde Menschen, die die Wohnung, das Essen und die Zeit miteinander teilen. Mit den durch Medien vermittelte “Kenntnisse” müsste man Unbekannten ja erstmal mit einiger gewissen Skepsis/ Vorsicht begegnen.
Mein Wunsch für Dich: Erlebe auf Deiner Pilgerreise nur Menschen, die Dein Vertrauen rechtfertigen.