Tag 58: Das Haus am See

Von meiner Couch aus hatte ich an dem morgen einen einmaligen Blick auf die Berge und den bevorstehenden Sonnenaufgang. Gegen sieben Uhr stand ich auf und beobachtete diesen faszinierenden und magischen Moment vom Balkon aus für ein paar Minuten. Auf den Straßen war rein garnichts los. Das kleine Beckenried war noch tief und fest am schlafen. Die Ruhe war wundervoll und ich genossen den Augenblick.

Kurz nach mir wurde auch Roger wach und stand auf. Gemeinsam tranken wir noch einen Kaffe. Dazu aß ich meine Haferflocken mit einem leckeren Apfel zur Stärkung für die heutige bevorstehende 30 Kilometer Strecke. Damit ich auf dem Weg nicht verhungern sollte, packte Roger mir noch drei große Stücke von der leckeren Pizza ein. Ich freute mich jetzt schon riesig auf die heutige Mittagspause ? Denn die Pizza war verdammt lecker.

Zunächst führte mich der Weg ein großes Stück direkt am Vierwaldstättersee vorbei. Dort stieß ich auf das “Haus am See”. Ach, das meinte Peter Fox bestimmt in seinem gleichnahmigen Lied. ? Neben dem schönen Haus am See reihten sich noch weitere unfassbar tolle Prachthäuser aneinander. Aber nicht nur die Häuser sondern auch der See war einfach wundervoll. So wusste ich manchmal gar nicht wo ich genau hinschauen sollte. Dabei vergaß ich teilweise nach den Jakobs-Wegweiser Ausschau zu halten ?

Nach einer Weile verließ ich dann die Region um dem Vierwaldstättersee und es wurde wieder hügeliger. Etwas weiter oben hatte man wieder einen fabelhaften Ausblick auf die kleinen Täler, die abschnittsweise zu sehen waren. Das schöne Wetter machte die Tour abermals perfekt und ich freute mich riesig, dass ich mit dem Wetter so viel Glück hatte.

Hinter dem kleinem Ort Stans fand ich auf dem Jakobsweg hin und wieder ein paar Infotafeln. Auf den Tafeln waren nicht nur Informationen zum parallel verlaufenden “Bruder-Klausen-Weg” vermerkt, sondern motivierte die Wandersleute ebenfalls dszu kleine Aufgaben zu absolvieren. Eine schöne und gelungene Abwechslung. So bestand bspw. die erste Aufgabe darin, die Sanduhr umzudrehen, auf einen der drei Holzstühle Platz zu nehmen und die Ruhe des Waldes zu genießen. Entschleunigung war hier das Ziel. Zu Beginn war es etwas schwierig mich darauf einzulassen, da ich eigentlich weiter wollte. Doch nach einiger Zeit ließ ich darauf ein und schaute mir meine Umgebung genauer an und fing an den Moment richtig zu genießen. Einfach mal nichts tun und die Umgebung genießen, dass sollte man mal öfters machen ?

Bei einer weiteren Infotafel traf ich dann auf das Geschwisterpilgerpaar Pierre und Jéan-Marie. Beide lebten in der französischen Schweiz und waren nun für rund eine Woche auf dem Pilgerweg. Zunächst sprachen sie mich auf Französisch an, was ich eigentlich gut verstand. Mit meinem Schulfranzösisch konnte ich so weit auch antworten. Aber als die Konversation weiter ging, mussten sie wohl an meinem Gesicht die vielen Fragezeichen gesehen haben und wechselten sofort auf Deutsch. Das ging schon besser ? Für die beiden war ich die erste Pilgerin, die sie auf dem Weg trafen. Für mich waren die Beiden “heute” die ersten Pilgerer auf dem Weg die ich sah ? Wir verstanden uns prächtig und zur Erinnerung schossen wir jeweils ein Foto mit unseren Smartphones.

Bevor ich in Flüeli-Ranft ankommen sollte, machte ich noch einen kleine Pause am Hang und legte mich auf die Wiese mit direktem Blick auf die Berge und auf ein kleines Tal. Die Sonne schien mir direkt auf den Pelz, sodass es eine angenehme Wärme auf der Haut lag. Auf einem Ohr hörte ich entspannte Musik und der Moment war wieder einmal gelungen. Öfters mal Pause machen und den Moment genießen, dass hatte ich ja nun durch die heutige Aufgabe gelernt. ?

Neben einen super luxuriösem Hotel, lag direkt die Jugendherberge, in der ich heute unter kam. Als ich komplett verschwitzt und mit meinen Habseligkeiten über die Terasse des Hotels lief (das war der direkte Weg zur Herberge) fühlte ich mich wie mein kleiner Affe im Käfig der von allen angegafft wird. Zwischen den gut gekleideten Leuten, war ich eine vollkommene Ausnahme. Ich fand es sehr amüsant in die ganzen interessierten und fragenden Gesichter zu schauen. Was sie wohl dachten? ?

Endlich war ist angekommen. Eine ganze Wohnung nur für mich ganz alleine mit einem riesigen Balkon. Nach einer solch anstrengenden Tour war das was feines ?
Nachdem ich mich und meine Wäsche gewaschen hatte, stellte ich mir ein leckeres Abendmahl aus meinen letzten Resten zusammen. Damit setzte ich mich in den großen gemütlichen Sessel und genoss die letzten verbleibenden Abendstunden und schaute hinaus. Einfach herrlich.

Passt zur Entspannung auf der wunderschönen Terasse der Jugendherberge ☺

2 Antworten auf „Tag 58: Das Haus am See“

  1. “Den Augenblick genießen……”, das werde ich mir für meinen Alltag zu Herzen nehmen.
    Bestimmt gibt es am Niederrhein auch versteckte , schöne Orte/Dinge, die es zu entdecken gilt.
    Deine Pilgerweg Gedanken sind inspirierend.

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