Tag 60: Ich bin im Paradies

Der Bruenigpass ist der letzte grössere Berg auf der Jakobsroute den es zu erklimmen gilt. Heute wollten rund 1008 Hoehenmeter bezwungen werden. Nach dem Haggenegg ein Klacks. Ich freute mich schon wieder sehr auf die körperliche Ertüchtigung und auf die brennenden Beine. Hätte mir jemand vor Monaten erzählt, was mich erwarten würde, hätte ich wahrscheinlich keine Lust mehr gehabt. Aber wenn man einmal Blut geleckt hat, will man nur noch mehr. Irgendwie schade, dass es danach nun wieder flacher wird.

Luise stand heute morgen schon sehr früh auf, um wie gewohnt zwischen sechs und halb sieben Uhr auf der Arbeit zu sein. Für mich etwas zu früh. Glücklicherweise war es für Luise kein Problem, mich alleine in ihrer Wohnung allein zurück zu lassen. Ich war ihr von Herzen dankbar für ihr Vertrauen. Doch nachdem ich aus dem Bad ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah ich, dass Luise mir geschrieben hatte. Sie hatte heute morgen vergessen, mir den Schlüssel dort zu lassen. Da sie die Nacht kaum geschalfen hatte und gesundheitlich auch etwas angeschlagen war (Nein, sie hat kein Corona) entschied sie kurzerhand einen Home-Office Tag einzulegen. Somit sahen wir uns doch nochmal, worüber ich mich sehr freute. Denn so konnte ich mich bei ihr noch persönlich verabschieden. Nach ich mit dem Frühstücken fertig war, sagten wir uns auf Wiedersehen und wollten den Kontakt auf jeden Fall beibehalten. Ein weiteres wundervolles Couchsurfing Erlebnis, dass mir lange in Erinnerung bleiben wird.

Es ging direkt steil Berg auf. Mir wurde soo warm, dass ich die Weste, die ich eigentlich gegen die kalten Temeperaturen angelegt hatte, bei der nächsten Gelegenheit wieder ausziehen konnte. So lief es sich wesentlich angenehmer. Je höher ich kam desto besser und wärmer wurde das Wetter. Schlussendlich lief ich anur noch mit einer kurzen Hose und Shirt. Jetzt brannten es nicht nur innerlich in meinen Beinen sondern auch äusserlich durch die wunderschöne Sonne. Einfach nunr wundervoll. Da spührte man so richtig das Leben.

Ich hatte die Spitze erreicht. Einfach genial. Ich hatte mir vorgenommen, sobald ich die Spitze erreicht habe, mich um meine heutige Unterkunft zu kümmern. Heute war es das erste Mal, dass ich nicht wusste, wo ich unterkommen sollte. Das war Premiere und wäre mir in Deutschalnd womöglich nicht passiert. Doch hier, in der Schweiz, liess ich mich darauf ein. Ich war nun endlich soweit 🙂 Dank der Jakobswegs.ch-Seite, hatte ich ja auch eine Liste mit einigen Anlaufstellen. Von dieser Liste suchte ich mir die Jugendherberge aus und rief an und fragte nach einer Uebernachtungsmöglichkeit. Jakpot, es war noch etwas frei und Frühstück war auch mit dabei. Da schlug mein Herzchen wieder höher.

Als der Abstieg gerade begonnen hatte, sah ich eine kleine Abzweigung zu einem Aussichtspunkt. Dieser war laut Beschilderung nur fünf Minuten entfernt. Da es bis Brienz nicht mehr weit war entschied ich mich für den kleinen Umweg. Der Umweg dauerte etwas länger als angegeben, aber als ich auf der Aussichtsplattform ankam, stockte mir der Atem. Der Hammer, mit so etwas hätte ich nicht gerechnet. Ich konnte direkte auf das Dorf Meiringen schauen, welches vor Brienzwiler und Brienz liegt. Unten im Tal war ein riesiger Militätstützpunkt für Kampfjets zu sehen. Ich war beeindruckt, denn die sonst so riesigen Jets sahen von dort oben wie kleine Spielzeugflieger aus. Richtig süss. In diversen Abständen starteten die Jets und flogen knapp über die Berge hindrüber. Davon musste ich unbedingt ein Video machen. Wer weiss, wann ich dies nochmal, ausser im Fernsehen, sehen würde.

Die Aussichtspalttform hielt jedoch noch eine Ueberraschung bereit. Das Geschwisterpaar, welches ich gestern auf dem Jakosbweg kennenlernen durfte, traf ich nun genau hier wieder an. War das ein schöner Zufall. Ich freute mich riesig ein paar bekannte Gesichter zu treffen. Wir unterhielten und einige Minuten, genossen gemeinsam die Aussicht und dann gibg es aber bald schon wieder weiter. Wir wünschten uns wie auch gestern alles Gute und wer weiss, vielleicht sieht man sich nochmal auf dem Jakobsweg wieder.

Nach einem steilen Abstieg, bei dem ich mich ungewollt auf meine vier Buchstaben schmiess, kam ich sehr verfrüht in Brienz an. Perfekt, um wieder einen ausgiebigen Bade-Schwimmtag einzulegen, denn wer weiss wie lange das Wetter noch so gut bleiben würde. Da musste man jede Sekunde auskosten und geniessen. Ein solch klaren und türkiesfarben See wie den Brienzersee hatte ich noch nie gesehen. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von dem See abwenden. Einfach nur geil, geil, geil. Ich bin im Pradies, das schoss mir direkt durch den Kopf. Hier könnte ich mir vorstellen alt zu werden. Andrè pack deine Sachen wir ziehen in die Schweiz 😀

Es gab zwar keinen Sandstrand, aber dafür stellte die Stadt Brienz Klappstühle zur freien Vefügung bereit. Was für ein Service. Ich würde davon ausgehen, dass sich solch eine Aktion in Deutschland leider nicht lange bewähren würde. So verbrachte ich rund vier Stunden am See, sprang hin und wieder ins kühle nass liess mich wieder von der Sonne trocknen und das immer wieder im Wechsel. Kurz bevor ich in der Jugenherberge einchecken konnte, lernte ich noch eine ältere Dame namens Wilma kennen, die vor vierzig Jahren in die Schweiz gezogen ist. Seit knapp einem Jahr muss sie schon ohne ihren Mann leben. Ihre Kinder und Engelkinder sind ihr allerdiongs eine grosse Stütze und sie làsst sich nicht davon abbringen, das Leben noch voll zu genuiessen. Bewundernswert. Wilma erzählte mir, dass sie als Coiffure mal eine halbes Jahr im Ausland arbeiten wollte. Aus diesem halben Jahr wurden dann vierzig Jahre, da Sie ihre Liebe hier in der Schwei auf einem Tanzevent kennenlernte. So lebt sie nun in Bern und kommt hin und wieder bei gutem Wetter nach Brienz und geniesst den wundervollen See.

Nach rund einer Stunde wurde es langsam zeit für mich in der Herbege einzuchecken. Auf dem Zimmer traf ich dann auf ein schweizer Wanderpärchen. Ich fragte die Beiden sofort, ob sie auch auf dem Jakobsweg seien und versuchte ein Gesrpàch aufzubauen. Von so viel Offenheit schienen sie zunächst etwas irritit und schauten mich nur mir grossen Augen an und kamen teilweise beim sprechen ins stocken. Doch je mehr wir mit einander redeten, umso lockerer wurden sie und nachher hatten wir eine tolle Atmosphäre in unserem Zimmer.

Bald war der Tag auch schon vorbei. Bei einem kleinen Snack verbrachte ich die die letzten Minuten am Stand. Geniessen war die Diviese und das tat ich bis zum Schluss. 🙂

Ich bin einfach im Paradies 🙂

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