Da ich im riesigen Flur, unmittelbar neben dem Badezimmer, auf einer sehr bequemen Matratze schlief, wurde ich allmählich wach, als die beiden Jungs, Manuel und Max, gegen sieben Uhr nacheinander ins Bad gingen und sich frisch machten. Von Manuel konnte ich mich somit zum Glück noch persönlich verabschieden und mich für den exzellenten Kaffe bedanken, den er mir extra noch schnell mit der noblen Espressomaschine gezaubert hatte. Alleine hätte ich wahrscheinlich kein Kaffe aus dieser Maschine heraus bekommen ? Als alle ausgeflogen waren, machte ich mich ebenfalls kurz frisch und trank den Kaffe ganz in Ruhe und vollkommen entspannt auf der Dachterrasse, mit direktem Blick auf die Berge. ? Das Wetter wurde heute wieder erstklassig. Da ich wieder bei Kräften war, freute ich mich schon sehr auf die Strecke.
Gegen acht Uhr war ich erfrischt und zog los. Nach einer etwas längeren Strecke durch die Thunerstadt und dessen Industriegebiet, erreichte ich wieder die Jakobsroute. Es ging direkt in den Wald und an diversen Feldern vorbei. Herrlich. Während meines Spaziergangs erblickte ich die ein oder andere Kuriosität. Die erste witzige Kuriosität; Plötzlich fuhr an mir ein alter klappriger Traktor mit einem älteren Herren am Steuern an mir vorbei. Zunächst nichts ungewöhnliches. Doch als er dann komplett an mir vorbei fuhr, sah ich die ältere Dame (wahrscheinlich seine Frau), die hinten auf dem Anhänger stand. Eine neue Art des Beifahrers, dachte ich und musste schmunzeln. Unauffällig versuche ich noch schnell ein Foto zu machen. Die zweite Kuriosität; Ein Stück weiter kurz vor einer Kreuzung stand eine Art Militärfahrzeug mit einer riesigen Antenne. Na was der wohl observiert, fragte ich mich. Auf jeden Fall sah es sehr interessant und spannend aus. Die dritte und letzte Kuriosität; Als ich gerade an einer Kuhwiese vorbei ging, wurde die Herde gerade zum grasen herauslassen. Alle Kühe trabten im Gleichschritt bis zum Ende der Wiese. Jede Kuh wollte sich ihr bestes Stückchen sichern. Um dies zu erreichen hatte jede Kuh ihre andere Taktik. Wirklich kurios, welche Verhaltensmuster man bei Kühen erkennt, wenn man, mehr oder weniger, mit ihnen zusammen übergeht. ?
Bald schon hatte ich Wattenwil erreicht. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob ich wirklich bei Res, eine weiterer Cousurfer, übernachten könnte. Auf meine letzten Fragen hatte ich keine Antwort mehr erhalten. Naja, die Adresse hatte und ein Versuch war es werd. Vorsichtshalber hatte ich mir auf dem Weg dorthin bereits ein paar mögliche Alternativen ausgeguckt, falls es nicht klappen sollte. Nur für den Fall der Fälle. ?
Es ging 300 Höhenmeter hinauf auf die Stafelalp in eine Art Kommune. Ich war echt gespannt was mich wohl dort erwarten würde. Der Weg nach oben hatte es in sich. Es ging steil hoch und irgendwann drehte ich mich um und lief rückwerts. Für eine Zeit lang war dies wesentlich angenehmer. Doch auch das half irgendwann nicht mehr,sodass ich hin und wieder mal kurz stoppen musste. Endlich, angekommen. Mein Gott, war die Aussicht wundervoll. Das liebe ich mittlerweile soo sehr am Bergsteigen, dass man direkt belohnt wird. Unfassbar schön Gegend.
Ich kam am Haus an. Es sah ganz normal aus. Gar nicht wie eine Kommune, wie ich mir diese in meinen Gedanken ausgemalt hatte. Ich schaute mir die Klingelschilder genau an, um zu prüfen, ob Res hier wirklich wohnte. Da unterbrach mich plötzlich ein Paar, dass bereits wusste, dass Res mich empfängt. Klasse, dachte ich, dann klappt das ja schon mal mit der Übernachtung, wenn ich bereits erwartet werde. Ich ging auf die riesige Wiese, die direkt hinter dem riesigen Haus, liegt. Dort hatte Res bereits den Grill angeschmissen. Res ist ein 56 Sozialarbeiter, mit einem kleinen Hippie-Touch, der bereits seit einigen Jahren hier in der Schweiz lebt. Er hat einen Sohn ,namens Lian, welcher drei bis vier Tage in der Woche bei ihm ist. Lian ist sechs Jahre alt und stand in der Nähe von dem Grill. Als ich mich vorstellte kam er das kleine Stück direkt hergelaufen und nahm mich direkt in Beschlag. Er musste mir unbedingt alles zeigen und erklären. Unheimlich quirlig und knuftig der Kleine. So zeigte er mir das riesige Arialcund die Zeit verging wie im Fluge. Mal eine andere Art des Couchsurfings, was mir jedoch sehr viel Spaß bereitete.
Nach der großen Führung war die Kohle des Grills nun heiß genug, um ein paar Leckereien zu Grillen. Während der Fetakäse in Alufolie und die Würstchen vor sichher brutzelten, fragte ich Res, ob sie eine richtige Kommune seien. Res begann mit seiner Geschichte und antwortete, dass es keine Kommune mehr sei, da das Haus umgebaut wurde. Vor einigen Jahren war das riesige Haus ein Hotel, mitten auf der Stafelalp und drumherum nichts außer Wald und einen einmaligen Blick auf die Berge und die Dörfer. Danach stand das Haus leer und ein junges Paar, dass auch in dem Haus lebt, hatte es erworben. Dabei gab es nur eine Küche im Untergeschoss. Dort trafen sich alle, und es war eine hart Gemeinschaftsraum für alle. Zudem war jeder verpflichtet mindestens einmal in der Woche für alle zu kochen. Das war ganz nett, sagte Res, doch da das Haus umgebaut werden musste, hatten sich die Eigentümer entschieden von dieser Lebensweise etwas Abstand zu nehmen und das Haus so umzubauen, dass jeder eine eigene Wohnung mit Küche etc. hat. So ist der Gemeinschaftsraum nun nur noch der Garten. Wirklich spannend und eigentlich schade, da ich gerne mal das Kommunenleben miterlebt hätte. ?
Später am Abend ging es in die frisch renovierte Wohnung. Als Lian zu Bett ging setzten Res und ich uns noch auf den Balkon und quatschten ein wenig. Allmählich wurde es spät und ich legte mich auf die Couch und Res gingen auch zu Bett. Doch bevor er in seinem Zimmer verschwand informierte er mich, dass ein größeres Licht im Wohn-/Essbereich für Lian an bleiben müsste. Das konnte ich gut verstehen, da ich das früher auch brauchte, als ich noch klein war. Doch irgendwie war es etwas unglücklich, da der Schlaf dabei nicht der selbe ist ? Nun ja so zog ich meinen Schlafsack über meinen Kopf und schlief etwas später ein. Man muss sich nur zu helfen wissen ?