Tag 67: Großstadtjungle

Kurz nach mir gegen halb sieben stand auch Marc auf und setzte sich zu mir an den Tisch und leistete mir bei meinem Frühstück Gesellschaft. Eigentlich war dies nicht seine typische Zeit um aufzustehen, doch heute machte er eine Außnahme, worüber ich mich riesig freute. Es war ein schöner und gemütlicher Montagmorgen. Das Wetter sah sehr durchwachsen aus und war auch so vorhergesagt. Daher hatte ich meinen Regenponscho bereits griffbereit in die Seitentasche gepackt und den Regenschutz für den Rucksack bereits übergeworfen.

Ich verabschiedete mich von Marc und dankte ihm für das wirklich tolle und einzigartige Erlebnis bei ihm. Es blieb natürlich nicht aus, Marc nach Aachen einzuladen. ? Ich freute mich schon sehr und war bereits gespannt was wir in meiner Heimat so erleben würden. Hoffentlich konnte Aachen mithalten. Doch das ist bestimmt kein Problem bei dieser wundervollen Heimatstadt. Aachen hatte immer etwas zu bieten.

Es brauchte eine Weile bis ich mich durch den Großstadtjungle am Montagmorgen von Fribourg gekämpft hatte. Mittlerweile hasste ich die Hektik und den Stress der in den Städten herrschte. Vor nicht allzu langer Zeit fand ich das klasse und ließ mich stets von dem Strom mitreißen. Doch seit Beginn meiner Reise fühlte es sich einfach nur noch schrecklich an. So war ich heilfroh, als es wieder auf die Dörfer ging.

Obwohl das Wetter heute morgen ungemütlich war und mich ein kleiner Schauer erfrischte, schlug es gegen Mittag nochmal komplett um. Regenponscho, Jacke und alles weitere Überflüssige verstaute ich in meinem Rucksack und genoss die wohl möglich letzten intensiven Sonnenstrahlen. Kurz von meinem heutigen Etappenziel Romont verließen mich kurzweilig meine Kräfte und ich legte mich mitten auf eine grünen Wiese,direkt neben der Straße mit bester Sicht auf das Dörfchen, und machte eine Pause. Diese wandelte sich in einen kleinen Mittagsschlaf. Ich schlief so fest ein, dass ich von meinem eigenen Schnarchen wieder wach wurde ? Nun gut, genug geschlafen. Die letzten Kilometer werden ja wohl machbar sein.

Oben in Romont angekommen ging es auch schon wieder hinunter. Denn ich wollte mir schnell eine Kleinigkeit zu Essen beim Aldi holen und dieser lag auf der anderen Seite des Dorfes unten im Industriegebiet. ? Och nein, aber was musste, das musste. Als ich gerade mit meinem Einkauf fertig war zog sich das Wetter wieder unmittelbar zu. Kurz darauf fing es an zu regnen und das nicht gerade wenig. Es regnete sich so richtig ein. Den ganzen Weg zurück in die Innenstadt und dann auch noch wieder hoch, mhhh nöö. Da nahm ich doch lieber etwas weiter vom Aldi-Eingang unter einem Vorsprung Platz, aß eine Kleinigkeit und wartete so lange bis das Wetter wieder besser werden würde. Ich wusste mich schon zu beschäftigen. Ich musste eh warten, denn Laurent, mein heutiger Couchsurfinghost war erst gegen 19 Uhr zu Hause. Solange war er noch beruflich im Rahmen seines Ph.D. Studiums eingebunden.

Da Laurent und ich gar nicht darüber gesprochen hatten, ob wir etwas zusammen essen, hatte ich mir heute Mittag überlegt einfach wieder eine Magic-Tüte bei TooGoodToGo zu bestellen. In der Hoffnung, dass ein paar super Sachen dabei sind und wir beide davon satt werden. Ich hatte mir demzufolge eine gut bewertete Boulangerie ausgesucht und eine Tüte bestellt. Jetzt war es langsam Zeit diese abzuholen. Kurz bevor ich los ging hörte es nun auch endlich auf zu regnen. Alles richtig gemacht, dachte ich.
In der Bäckerei angekommen, sprach ich mit der Verkäuferin kurz auf Französisch woraufhin sie anschließend kurz nach hinten ging und die Überraschung holte. Als sie zurück kam machte ich große Augen. Das war alles für mich? Oui, sagte sie und lächelte mich lieb an. Die Freude stand mir ins Gesicht geschrieben. Neben einem großen Zupfbrot gab es eine kleine Rhabarberquische, drei verschiedene Baguettes, zwei belegte Toasts und drei Stücke irgendwas mit Käse überbacken. Mega gut. Vollgepackt ging es zu Laurant. Er war sogar schon etwas früher zu Hause.

Zunächst hatte ich den Eingang zum Wohnhaus gesucht. Als ich die Briefkästen erblickt hatte, schaute ich zunächst einmal genauer hin, um obligatorisch zu prüfen, ob Laurent wirklich hier wohnte. Gefunden. Als ich die Treppen zur Haustüre hinauf gehen wollte kam Laurent mir bereits mit einem Wäschekorb entgegen. Obwohl wir uns bisher noch nicht gesehen hatten, kam ein euphorisches “Hallo” aus mir heraus. Ich war selber überrascht.Laurant nahm mich direkt mit in seine Wohnung und zeigte mir alles. Er wirkte von Anfang an sehr sympathisch und total gelassen, was ich toll fand. Bevor wir uns näher kennenlernten, war ich froh zunächst eine Dusche nehmen zu können. Nach der Dusche und nachdem Laurant sich um seine Wäsche gekümmert hatte, setzten wir uns an den Tischen, aßen die Reste aus der Boulangerie, tranken Sangria und führten fabelhafte Gespräche. So kam es dazu, dass sich irgendwie herausstellte, dass Luise, bei der ich ebenfalls Cousing gemacht hatte, vor einiger Zeit auch bei Laurant übernachtet hatte. Auch die beiden hatten einen super Abend verbracht, sodass sie hin und wieder miteinander schrieben. Wir machten direkt ein Selfie und schickten es Luise. Umgehend schrieb sie mit uns beiden. ? Eine Dreiergruppe hatte sich gefunden. Herrlich.

Gemeinsam machten wir die Sangriaflasche leer und wurden langsam müde. Schade, dass der Abend leider so schnell vorbei ging. Doch das würden wir irgendwann nochmal wiederholen, dass hatten wir bereits vereinbart. So ging Laurant in sein Schlafzimmer und ich nahm auf der Militärliege im Wohnzimmer platz und schlief direkt ein.

Eins der Lieblingslieder von Laurant. Ganz lieben Dank für die tolle Zeit. Einfach unvergesslich.

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