Tag 68: Regen + Sonne = Regenbogen

Die Nacht auf der Militärliege, die Laursnr nach der Beendigung seiner sechs jährigen Tätigkeit beim Militär in seinen Besitz überging, war wirklich sehr bequem und ich konnte super darauf geschlafen. Laurant war bereits früh auf den Beinen, um wie üblich um viertel vor Acht in Lausanne in der Uni zu sein. Ich bewunderte wie strebsam Laurant ist und stand kurz nach ihm auf und fing schon einmal an meine Tasche zu packen. Es dauerte nicht lange und Laurant war ready für einen weiteren Arbeitstag. Wir verabschiedeten uns kurz wie alte Freunde voneinander und dann verschwand er auch schon durch die Tür. Ich freute mich bereits jetzt schon sehr auf das Wiedersehen mit ihm. ?

Gestern hatte ich mich bereits bei Laurant von Herzen bedankt, dass ich noch etwas länger bei ihm in seiner Wohnung bleiben durfte. Doch allzu lange blieb ich nicht. Nachdem ich mich gewaschen und gefrühstückt hatte, ging es auch für mich wieder auf den Jakobsweg. Heute ging es nach Moudon.

Der Morgen war etwas kalt und frisch und hin und wieder gab es vereinzelte Schauer, sonst war es jedoch sonnig. Ich hatte Glück und die Schauer zogen an mir vorbei. Von Romont in Richtung Moudon ging es nur bergab. Auch mal nett. Somit hatte ich eine fabelhafte Aussicht auf die in der Ferne liegenden Dörfer und später ab zehn Uhr nur noch die Sonne im Nacken. Plötzlich auf dem Weg nach unten, kam mir dann doch mal wieder ein Tränchen über die Wange gelaufen, vor Glück. Ich hatte die beste Aussicht und direkt vor mir spannte sich ein riesiger und wunderschöner Regenbogen auf. Mit der passenden Musik im Ohr war es einfach nur magisch und ich war im Moment gefangen. Ich war soo unendlich dankbar dafür und fragte mich wofür der Regenbogen wohl stehen würde. ?

Die Temperaturen wurden zunehmend sommerlich und ich zog die überflüssigen Shirts wieder aus, um die Sonne wieder auf meiner Haut spüren. Hach, war es wieder herrlich. Da die Strecke heute nicht allzu lang war kam ich bereits gegen zwölf Uhr in Moudon an. Ich hatte eine weitere Couchsurfingnacht bei Mario, einem kurz vor der Rente stehenden gebührtigen Italiener, und seiner Familie gestern kurzfristig ausmachen können. Da ich allerdings noch viel Zeit übrig hatte, dachte ich, noch ein Stück weiter zu ziehen und versuchte ein paar Unterkünfte zu erreichen, doch leider ohne Erfolg. Auf ein Risiko wollte ich mich nicht einlassen und blieb ich daher in Moudon. Dann musste es so sein. ?

Da wir gestern keine genaue Uhrzeit für die Anreise vereinbart hatten, meldete ich mich bei Mario und schrieb ihm, dass ich bereits in Moudon angekommen sei. Mario schrieb umgehend zurück und informierte mich, dass er nicht zu Hause sei, jedoch seine beiden Kinden. Wenn ich mich beeilen würde, dann könnte ich mich schon mal einleben, duschen, relaxen etc. Ich spurtete mit Sack und Pack den kleinen Berg hoch, lief noch ein paar Meter und war angekommen. Marios achzehnjähriger Sohn machte mir die Türe auf und ließ mich hinein. Obwohl ich nur ganz wenig Französisch und Marios Sohn nur wenig Englisch sprechen konnte, haben wir uns gut verständigen können. Da er wieder zur Arbeit musste und Marios Tochter ebenfalls wieder in die Schule musste, war ich somit alleine zu Hause, zusammen mit dem Familienhund, welcher super knuffig war.

Ich nutze die Zeit und duschte mich in Ruhe, aß etwas zum Mittag und schlief eine Runde. Nach dem Nickerchen war ich irgendwie noch geschaffter als zuvor. Daher entschied ich mich für einen Spaziergang, um wieder wach zu werden und die Stadt kennenzulernen. Ein wunderschöner und entspannter Mittag.

Als ich wieder in der Wohnung ankam, traf ich auf Marios Tochter, die leider kein Englisch konnte. So versuchte ich mich irgendwie auf Französisch verständlich zu machen, was nur so semigut klappte. Ein paar Minuten später kam auch Mario. Er wirkte sehr nett, jedoch er war nicht so gesprächig, da sein Englisch nicht so gut war. So scheute er es gänzlich sich zu unterhalten. Na super, so saß ich an dem Tisch und war zunächst irritiert. Mario saß vor dem Fernseher bzw. Laptop und seine Tochter war im Zimmer. Ein halbe Stunde später kam auch Marios Frau nach Hause. Sie konnte auch kein Englisch und meidete es daher auch mit mir zu reden. Ich schnappte mein Handy, um ein paar Sätze zu übersetzen und dadurch eine kleine Unterhaltung zu beginnen. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass kein Interesse daran bestand. Mhh….

Später beim Essen hatte ich den Sohn gefragt, ob er evtl. etwas übersetzten könnte, was er auch tat. Doch irgendwie war es eine unbequeme Situation. Keiner wollte sich irgendwie unterhalten. Auch als ich Ihnen sagte, dass sie sich gerne auf Französisch unterhalten könnten, sodass ich einfach nur etwas zuhöre, war es weiterhin still. Keiner sprach oder erzählte etwas von seinem Tag. Etwas komisch und irgendwie schade. So war ich etwas enttäuscht. Aber es kann ja nicht jedejeden Tag einen Regenbogen geben ?

Nach dem Essen zeigte Mario mir dann mein Bett. Wie geil war dass denn, ich fühlte mich auf anhieb wie Harry Potter in dem ersten Film. Das Bett stand in einer wirklich schmalen Abstellkammer ohne Fenster. Auf dem schmalen Stück vor dem Bett passte gerade mal so mein Rucksack hin. Ich fand es super witzig und machte es mir direkt gemütlich. Kurz bevor ich schlafen ging telefonierte ich noch kurz mit meinem Mann und erzählte ihm von dem filmreifen Schlafplatz. Einfach genial, was man so erlebt.

Das perfekte Lied zum Regenbogen.

2 Antworten auf „Tag 68: Regen + Sonne = Regenbogen“

  1. Was für eine seltsame Begegung.
    Warum bietet diese Familie das Couchsurfing an, wenn sie sich doch scheut den Kontakt zu ihren Schlafgästen zu zulassen?
    Na ja, die Pilgerwege sind unergründlich.
    Hoffentlich bleibt es eine einmalige Erfahrung.

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