Tag 44: Die schönste Dorfkirche der Welt

Vollkommen ausgeruht stand ich heute Morgen relativ früh auf. Ganz in Ruhe machte ich mich hübsch und packte mein Rucksäckchen. Gegen sieben Uhr war ich bereits parat zum frühstücken. Doch Frühstückszeit war erst in einer halben Stunde, so hatten es die Wirtin und ich am Vorabend vereinbart. Dennoch, ich versuchte mein Glück und schaute, ob es evtl doch schon möglich. Vorsichtig trat ich in den Bewirtungsraum. Keine Menachenseele zu hören oder zu sehen. Schade, aber die Zeit werde ich Jan bestimmt gut überbrückt bekommen, dachte ich. So ging ich nach draußen, hinten auf den Hof und schaute mir die Gegend etwas an. Plötzlich hörte ich es rascheln. Es war die Hofkatze, die aus ihrem Katzentürchen heraus getreten kam. Wir schauten uns beide an und kurz darauf kam die kleine süße Maus zu mir, um sich eine halbe Stunde von mir kraulen zu lassen. Eine perfekte Zeitüberbrückung. ?

Nun endlich gab es leckeres Frühstück. Ich freute mich schon, da mit jeder Minute die ich gewartet hatte mein Hunger stetig größer wurde. Als ich mein erstes Brötchen bereits verschlungen hatte, trat eine Frau in den kleinen Saal ein. Sie war eine Wanderin, das sah man, doch nicht wie jede andere. Statt einer Hose trug sie einen Rock. Interessant, das kannte ich auch noch nicht. Wir kamen ins Gespräch und dabei stellte sich heraus, dass sie ebenfalls auf dem Jakobsweg ist, doch nur bis zum Bodensee. Von dort aus würde es wieder zurück in die Heimat gehen, um einen neuen Abschnitt ihres Lebens zu beginnen. Genau wie ich hatte Sie ihre Tätigkeit gekündigt. Nun war es an der Zeit ganz neu anzufangen, evtl. sogar in einem ganz anderen Bereich zuarbeiten. Das stand noch nicht fest. Den Mut etwas Neues zu beginnen und sich von den Ideen und Gedanken treiben zu lassen hatte sie durch den Jakobsweg geschöpft. Der Jakobsweg verändert einen, nicht nur äußerlich sondern auch in seinen eigenen Gedanken und Handeln. Ich bin gespannt, wie der Weg mich weiter verändern wird. ?

Heute ging es von Muttenweiler nach Bad Waldsee. Eine Strecke von ca. 25 Kilometern.
Das Wetter war wieder hervorragend, die Sonne schien und es waren rund 25°. Perfekt zum wandern. Nur eineinhalb Kilometer von Muttensweiler lag Steinhausen entfernt. In diesem kleinen Ort soll die schönste Dorfkirche der Welt stehen. Na das musste ich mir aber mal ansehen. So machte ich nach nur zwanzig Minuten Wanderung eine kleine Pause in der Kirche und ließ den Barockenstil auf mich wirken. Es gab allerlei zu sehen. Nebendessen gab es auch noch zwei kleine Besonderheiten. Statt eines Stempels, wie es in jeder Kirche eigentlich üblich ist, konnte man sich hier einen Jokobssticker mitnehmen und in sein Heftchen kleben. Die zweite Besonderheit, es gab Gebetskerzen, aber diese waren nicht  aus Wachs. Es waren elektronische Kerzen, die beim hinstellen auf den Kerzenhalter aktiviert wurden und insgesamt drei Stunden leuchteten. Das war irgendwie nicht das gleiche und irgendwie fehlte dabei etwas. Dennoch musste ich eine Kerze für meine Familie und Freunde anzünden ☺

Nach dem Besuch der ganz netten Kirche ging es dann schnurstracks zum Bad Waldsee. Heute war es endlich soweit, es ging wieder ins Kloster. Heute hatte ich das Verlangen Hörbücher auf dem Weg zu hören. Daher ließ ich das Hörbuch zur Biblischen Geschichte abspielen. Beginnend von Adam und Eva bis hin zu Jesus frischte ich mein Wissen diesbezüglich mal wieder auf. Die gesamte Strecke hörte ich die Geschichten, dabei liefen sich die Kilometer fast wie von selbst. Ich brauchte nur mal eine kleine Pause von 15 Minuten, um die Füße aus zu spannen und etwas kleines zu essen. Sonst lief ich alles an einem Stück. Irgendwie herrlich.

Nur noch ein paar Kilometer und ich erreichte das Kloster. Da ich versprochen hatte anzurufen, sobald ich kurz vor dem Kloster stehe, klingelte ich kurz durch. Schwester Tobia erklärte mir am Telefon, dass ich noch ein kleines Stück weiter laufen muss, sie mir aber auf halben Weg entgegen kommt. So war es dann auch. Schwester Tobia empfing mich ganz herzlich. Gemeinsam gingen wir in das Schwesternhaus. Vor dem Eingang war extra für meinen Besuch eine riesige Jakobsmuschel auf der Straße mit Kreide gemalt worden. Wäre ich bis dahin gekommen sollte die Muschel mir den Weg zeigen. War das eine süße Geste. Ich freute mich riesig darüber. Wir setzten uns zunächst in das Gemeinschaftszimmer und lernten uns näher kennen. Danach legte ich kurz meine Sachen in dem Zimmer ab, in welchem ich für eine Nacht unter kam. Richtig süß und schnukelig war es eingerichtet. Sogar das Buch von Harpe lag extra auf meinem Schreibtisch als Abendlektüre. Die zwei Merci-Schokoladenstückchen die zur Begrüßung auf dem Tisch lagen verputzte ich sofort. Alles war liebevoll hergerichtet, was mich wirklich sehr rührte. Ich war unheimlich glücklich und genoss jede Sekunde bei den Franziskanerinnen Schwestern. Allmählich wurde es Zeit für das Stille einstündige Gebet und die anschließende Abendmesse.
In der Abendmesse wurde u. A. eine Schwester nahmens Monika erwähnt. Was für ein Zufall, denn genau an diesem Tag hatte auch meine ehemalige und liebenswerte Arbeitskollegin Monika Geburtstag. Umso mehr musste ich an sie denken und hoffte, dass sie einen tollen Tag verbrachte. Wundersame Zufälle gibt es immer wieder ? Zum Abendbrot trafen wir uns alle im Gemeinschaftsraum. Es war eine wundervolle Zeit mit den Schwestern in der wir gemeinsam viel erzählten und lachten.

Den Abend füllte ich damit, in dem ich mir den wundervollen Sonnenuntergang vom Balkon aus anschaute. Schwester Tobia und Schwester Clara statteten mir einen Besuch  ab, worüber ich mich tierisch freute. Da das Treffen der Schwestern verschoben wurde, hatten sie nun beide einen freien Abend, den wir gemeinsam auf dem Balkon verbrachten. Wir redeten über viele Themen und planten sogar schon den Besuch in Aachen ? Die Stimmung war locker, herzlich und lustig. Ein rund um perfekter Abend und schöner Ausklang des Abends.

2 Antworten auf „Tag 44: Die schönste Dorfkirche der Welt“

  1. “….wie der Weg mich verändern wird?”
    In den vielen Stunden des Wanderns, mit und ohne Musik, kann man dem Nachdenken über Gott, die Welt und letztendlich über sich selber nicht ausweichen.
    Mögen gute Gedanken Dich begleiten.

  2. Wir wissen, wo der Abendhimmel war =D
    Wir waren dabei!
    Es war schön, dass du bei uns warst und wir dich kennen lernen durften.
    Alles Gute für deinen weiteren Weg,
    Sr. Clara & Sr. Tobia

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