Tag 45: Surprise, Surprise

Pünktlich um kurz vor sechs klingelte meine Handy, um mich für die Laudis und die Morgenmesse zu wecken. Zügig machte ich mich frisch, packte meinen Rucksack und lief geschwind zur Kirche, kurz bevor die Messe begann. Es war eine sehr schöne Messe und ich freute mich rieisg über den Segen, den der Priester am Ende der Messer für mich aussprach. Das gab direkt neuen Mut als auch Kraft für meine noch lange bevorstehende Reise. Nach der Messe trafen wir uns im Gemeinschaftsraum zum gemeinsamen Frühstück.

Wie gestern Abend genoss ich auch heute morgen die schöne Zeit und die tollen Gespräche mit den Schwestern. Dann hieß es leider langsam Abschied nehmen und wir machten ein letztes gemeinsames Bild zur Erinnerung. Das werde ich stets mit in meinem Herzen tragen so auch ganz besonders Schwester Clara und Schwester Tobia. Zum Abschied habe ich von beiden Schwestern noch eine Kette mit dem Franziskanerinnen Symbol, sowie einen wirklich tollen Spruch geschenkt bekommen. Die Freude war riesig. Die Kette zog ich sofort an und wird mich ab jetzt wie mein Ehering stets begleiten. Auch der Spruch hat einen ganz besonderen Platz in meinem Rucksack bekommen. Schwerenherzens verabschiedete ich mich von Beiden und freute mich bereits jetzt schon auf das Wiedersehen in Aachen. ?

Der Weg steckte auch heute wieder voller Überraschungen. So traf ich auf eine 90zig jährige Dame. Ich war verblüfft und mir viel die Kinnlade herunter, als sie mir ihr Alter verriet. Die süße und liebevolle Dame sah nie im Leben wie 90zig aus. Geschätzt hatte ich sie um die 70zig Jahre. Wir unterhielten uns ein paar Minuten und ich versprach ihr, wenn ich auf dem Rückweg bin und an ihrem Haus vorbei laufe, dass ich auf einen Kaffe reinkomme. Gemeinsam mit ihrer Katze ging sie wieder zurück ins Haus als wir uns verabschiedeten.
Ein kleines Stück weiter wartete auch schon die nächste Überraschung auf mich. Vor einem Haus stand ein kleiner Pavillon der von Blumen umgeben war. Vor diesen Blumen war ein Schild aufgestellt auf dem stand “Liebe Wandersleut, kurbeln, setzten, erfrischen.” Dem Rätsel wollte ich doch mal nach gehen. Ich schaute mir den Pavillon etwas genauer an und fand eine kleine Kurbel. Als ich daran drehte, kam aus dem Boden ein kleiner Kühlschrank gefahren mit vielen kühlen und leckeren Getränken. Total fasziniert davon beugte ich mich herunter und ließ dabei aber die Kurbel los. Schwupps, da war der Kühlschrank auch wieder in der Versenkung verschwunden. Typisch ich ? Also kurbelte ich erneut und hielt diesmal aber den Griff fest in der Hand. Ich schnappte mir ein schönes kühles Radler. Ich setzte mich auf einen der Stühle und genoss jeden Schluck, wie es auf dem Schild stand. Eine grandiose Idee. Ich war total fasziniert und happy über dieses tolle Geschenk. Als die Flasche leer war, schnallt ich langsam meinen Rucksack wieder auf und lief weiter.

Nach dem netten kleinen Dörfchen ging es dann für eine Weile in den Wald. In der Ferne erahnte ich bereits ein Pilgerpaar. Nach rund einer halben Stunde hatte ich die Zwei eingeholt und hatte mich eigentlich darauf eingestellt nach einem kurzen Kennenlernen wieder Tempo aufzunehmen und weiter zu wandern. Aber es kam ganz anders. Es lagen noch rund 12 Kilometer bis zum Etappenziel Weingarten vor mir. Diese 12 Kilometer bin ich gemeinsam mit Carolin und Jürgen gelaufen und haben durchweg erzählt. Die Zeit verging wie im Fluge und wir verstanden uns prächtig. Es war einfach klasse. Zwischendurch dachte ich “Meine Güte, die Zwei müssen bestimmt froh sein, wenn wir in Weingarten ankommen, so viel wie ich erzähle.” ?

Bald hatten wir die Basilika in Weingarten erreicht. Das war für uns der Punkt an dem unsere Wege sich wieder trennten. Schnell hatten wir noch ein Bild geschossen und unsere Adressen ausgetauscht. Endlich durfte ich die Erfahrung machen, mit anderen Pilgeren mit zulaufen. Ich bin davon ausgegangen, das mir das evtl. erst in Frankreich passieren würde. Umso schöner, dass ich die beiden kennenlernen durfte. ?

Kurz nach unserer Ankunft in Weingarten wechselte, das Wetter und es begann an zu regnen. Verdammt, hatte ich mal wieder ein Glück. Dort oben musste mich wirklich jemand lieb haben ? Bis zu meinem nächsten Couchsurfing-Abenteur hatte ich noch rund zwei Stunden Zeit. Diese verbrachte ich ganz entspannt überdacht auf einer Bank auf dem Friedhof. Dort gab es alles was man brauchte, eine Wasserstelle, eine Toilette und Ruhe ?.

Ganz entspannt ging es dann allmählich zu Kamala. Nudeln und alle weiteren Zutaten für die Kreation des einzigen Gerichtes, welches ich gut konnte, hatte ich zuvor im Kaufland organisiert. Jippi, es war wieder Zeit, dass ich mal jemanden bekochen durfte. War das schön. Kamala öffnete zu den Nudel noch eine Flasche Rotwein. Der war sehr schön fruchtig und etwas waldig im Abgang. Wir ließen es uns gut gehen und machten uns einen gemütlichen Freitagabend bei dem ungemütlichen Wetter dort draußen. Es war richtig schön.

Nachtrag : An dem vergangenen Abend hatte ich eine Nachricht von Sylvia erhalten, bei der ich in Ludwigshafen Couchsurfing gemacht habe. Hin und wieder schreiben wir, worüber ich mich immer sehr freue. Doch gestern Abend war unser Austausch ganz besonders, da ich ein selbst aufgenommenes Lied von Silvia zugeschickt bekommen habe. Dieses Lied erinnerte sie an mich. Ich war und bin immer noch total gerührt. Ich danken dir von ganzem Herzen für den tollen Song. Den Song habe ich schon unzählige Male auf dem Weg gehört. Vielen Dank dafür. ??

2 Antworten auf „Tag 45: Surprise, Surprise“

  1. Hallo Anna,

    vielen Dank für deine nette Nachricht! Ich habe mich sehr darüber gefreut.
    Für deinen Rückweg habe ich dir ein weiteres Radler kühl gestellt.

    Viel Spaß und viele schöne Eindrücke auf deinem Weg.

    Stephan

  2. Ein Wein mit einem waldigen Abgang … wie cool ist das denn ????… ?

    Bei so einem traumhaften Pavillion mit angeschlossener Bar wäre ich möglicherweise sitzen geblieben und hätte gespannt gewartet, was beim nächsten Kurbeln in dem Kühlschrank mit hochkommt. – Anna, Du gabelst die richtig coolen Sachen unterwegs auf … weiter so!

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